Sich trennen von persönlichen Gegenständen & Erinnerungsstücken

 Sich trennen von persönlichen Gegenständen & Erinnerungsstücken...

...das ist ab und zu mit viel Emotion verbunden und nicht immer einfach. 

 

Während der aktiven Zeit, wo ich zwei Tätigkeiten ausübte, einerseits im BfS in Neuenburg mit 70% und andererseits als Gemeinderat und mit dem Stadtpräsidium in Murten, hatte ich keine Zeit, die Gegenstände auszupacken und zu sortieren. Wir hatten viele Gegenstände von Erna und einige Artikel vom Geschäft her. Diese hatten nicht alle im Keller Platz gefunden, so lagerten wir auch in unserer Wohnung. Zuerst in Philipps und unserem Schlafzimmer. Als Philipp ausgezogen war, konnten wir diese Schachteln, die Menge von ca. vier Bananenkisten, im Gästezimmer aufbewahren.

Ich ging immer davon aus, meinen dritten Lebensabschnitt in einem (bestimmten) Haus mit Garten  zu beginnen und verbringen. Dabei hätte ich genügend Zeit finden können und mich so gemütlich an die Arbeit machen zu können, die Gegenstände zu verteilen, verschenken, verkaufen oder aber auch selber nutzen. Nun, manchmal kommt es nicht so wie man es sich vorstellt. Mein Leben ist voller Überraschungen, schöne und auch andere 😏

Wenn es nach Maria ginge, wir würden rein gar nichts weggeben. Nach mir ursprünglich auch, doch es sieht nicht so aus, als dass wir in Zukunft eine grössere Liegenschaft bewohnen dürfen. Also muss man sich neu organisieren und in die Zukunft blicken. Frei nach meinem Konfirmandenspruch: "Wohlan mache dich ans Werk und der Herr wird mit dir sein" wird es mir wohl einmal mehr gelingen. Folgende Fragen stelle ich mir immer und immer wieder: 

  • Hast du das in den letzten 40 Jahren vermisst?
  • Wie wertvoll ist dir der vorliegende Gegenstand?
  • Wirst du das Objekt wieder einmal nutzen oder ausstellen?
  • Könnten die Söhne einmal Interesse an diesem oder jenem Artikel haben?
  • Werden wir Platz für die ausgewählten Sachen in Zukunft finden?
Nach der Frage kommt der Entscheid, der manchmal gar nicht einfach ist. In die Runde fragen, ob und wer Interesse daran hat, ist einfach und macht Freude, wenn ein Gegenstand ein neues Plätzchen findet. Im anderen Fall kommt der Folgeentscheid; online verkaufen, zu HIOB oder in den Werkhof bringen. 

Nun...

...und es beginnt im Keller. Der Keller ist "grangglet" voll. Es hat dutzende von Kartonschachteln die wir dort eingelagert haben. 

Am 14. Juli brachte ich meine Uniform, den Militärrucksack und die beiden Paar Schuhe (einmal Nagelschuhe, die ich noch stolz getragen habe und einmal die Schuhe mit Gummisohle), den Rucksack mit Gamelle und Feldflasche sowie weitere kleine Gegenstände, zum AMP in Grolley. Es war ein emotionaler Moment, doch die Beantwortung der Fragen deutet auf eine Trennung dieser Gegenstände hin. Das Stgw habe ich vor etlichen Wochen schon dem Schützenverein Murten geschenkt. 



                       

     


Erna Marti (24.8.1907 bis ca. Dezember 2007), diese Frau bedeutet mir sehr viel. Sie hat mich als Bub gehütet und wir haben viel Zeit gemeinsam verbracht, Tee getrunken und gespielt. Als meine Familie im 1988 nach Murten gezogen ist, hat sie auch Philipp und Dominik gehütet, Tee mit ihnen getrunken und gespielt, wie seinerzeit mit mir. Mit Philipp ging sie während der Saison viel Zuckerrübenzüge schauen, er zählte dabei immer, wie viele Wagen von der Lok gezogen wurden. Wir sind mit Erna auf einige Reisen gegangen. So ist sie das erste Mal mit über 80 Jahren in ihrem Leben geflogen. Wir haben Wien besucht, Venedig, Heidelberg, Paris und viele weitere Destinationen. Wir hatten es sehr gut und durften sie bis zu ihrem 100.sten Geburtstag begleiten. Ich besuchte sie wenn immer möglich einmal pro Woche. Sie gehörte zu unserer Familie und ich denke noch heute viel an sie. 


Weshalb schreibe ich von Erna Marti? Nun, sie hatte einen ganzen Haushalt, welcher nach ihrem Tod aufgelöst werden musste. Dabei hatte es Kristallgläser, verschiedenes Besteck, Absinth-Besteck, "Canard Alcool", Vieux Nion Porzellan, Tücher für Tisch, Küche, Bad und vieles mehr. Ein Möbelstück, die Kommode im Eingang, hätte ich auch gerne behalten, doch den benötigten Platz hatten wir leider nicht. So konnten Maria und ich etliche Gegenstände vor einer Entsorgung "retten". In den letzten Wochen haben wir nun die Kartons aus dem Keller gebracht und alles einmal geöffnet und sortiert. In Anbetracht, dass wir nun unseren Haushalt auflösen gilt es, die genannten Fragen zu beantworten. Einige Gegenstände werden wir weiterhin behalten. Für einen grossen Teil fragen wir in unserer Verwandtschaft herum, versuchen einiges über das Internet zu verkaufen bis wir dann, wenn keine andere Lösung, an HIOB denken müssen. 

Von meiner Familie her sortierte meine Mutter nach dem Tod meines Vaters vom 16. Februar 2014 alles fein säuberlich in Eigenregie. Ich ergatterte einige Bücher und Andenken. Viele davon schlummerten nach dem Tod meines Vaters in unserem Keller. Auch diese galt es nun nach den genannten Fragen zu sortieren. Bücher von Albert Schweitzer, Gotthelf und Zwingli habe ich vorerst zur weiteren Einlagerung eingepackt. Auch alte Bibeln, diese werde ich niemals entsorgen. Das älteste Exemplar ist mit 1799 datiert. Mit grossem Respekt werde ich alle Bibeln hüten und an Menschen weitergeben, die mir viel bedeuten oder welche Freude und Respekt vor diesen Schriften haben. 
Für Enzyklopädien, beschädigte Bücher und weitere musste ich mich entscheiden. Schweren Herzens habe ich etliche Werke fachgerecht entsorgt, da ich nach intensiver Suche keine Interessenten gefunden habe. Bevor ich die Bücher entsorgte, habe ich diese durchblättert. Da sind einige Notizen meines Vaters hervorgekommen. In einem Buch lag sogar eine Predigtnotiz. In einem Buch von Gotthelf, aus welchem er bestimmt regelmässig vorgelesen hat, waren Notizen im Buch. 


Zum Bild von Koller, der letzte Postillon auf dem Gotthard, hat mir mein Vater ein Gedicht geschrieben. Das habe ich wieder gefunden und lässt mein Herz höher schlagen. 

  


Von den Schallplatten, klassisch und Chansons, die ich mir als junger Mann sehr oft angehört habe, werde ich mich auch trennen. Gerne erinnere ich mich an Momente im Blessonay, wo ich in meinem Zimmer bei offenem Fenster die Platten auflegen konnte. Ich habe nicht die Absicht, mir einen neuen Plattenspieler zu kaufen. Also trenne ich mich von meinen Chansonniers, Pop und Klassik Interpreten. Ich habe mir die Sammlung fotografiert, so kommt in mir vielleicht eines Tages eine schöne Erinnerung auf, wenn ich die Fotos anschaue. Eine spezielle Ausgabe von P. J. Tschaikovsky und ein kleiner Auszug von etlichen meiner bevorzugten Interpreten halte ich hier gerne fest: 

   


So sieht es im August 2021 in unserer Wohnung aus. 

     

 

Der Keller ist grossmehrheitlich geräumt. Einige Artikel und Gegenstände konnte ich bereits weitergeben. Etliche Sachen, die von Seiten der Familie nicht benötigt wurden, übergab ich HIOB. Es ist zwischendurch schon emotional, wenn man sich von Erinnerungsstücken trennen muss. Doch ehrlich, wenn ich bestimmte Gegenstände in den letzten 20 Jahren nicht mehr benötigte ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass ich diese auch in den nächsten 20 Jahren (oder mehr :-) nicht mehr benötigen werde. 

Noch haben wir knapp zwei Monate zum Aufräumen. Wir werden es schaffen und ich freue mich auf den Tag, wo wir die Möbel und Gegenstände, welche wir noch behalten wollen, eingelagert haben und den Schlüssel der Wohnung abgeben können. 



Plan A, den wir nach wie vor bevorzugen ist: 


Möglichst direkt aus der Schweiz nach China. Dort werden wir das Land, die Gegend und die Menschen kennenlernen. Wir haben uns viel vorgenommen, doch wir wollen uns genügend Zeit nehmen. Wir freuen uns sehr, auch wenn anzunehmen ist, dass uns das Heimweh etwas plagen wird. Der Trost, wir kommen wieder nach Hause. 

Plan B, aufgrund Covid-19 könnte es sein, dass wir in China nicht einreisen können. Zurzeit heisst es, zwei Wochen Quarantäne plus eine Woche, je nach Zielort. Die Delta-Variante auch China eingeholt, welche uns einen Strich durch unseren Plan machen könnte. So werden wir ab Ende September in Europa reisen...  ein bisschen der Wärme nach. 



file:///C:/Users/41797/Downloads/gp_eudor_WEB_IB3112818DEC_002.pdf.de.pdf  

...natürlich nicht Sophie und Paul sondern Maria und Christian 


4. August 2021 / Br

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