Zwischenhalt im Tessin - Locarno

Zwischenhalt im Tessin - Locarno

Unvorhergesehen sind wir in Locarno angekommen. Maria besucht die Physiotherapie und wir gehen davon aus, dass sie bald wieder gesund und munter sein wird. Sie befolgt und macht die aufgetragenen Übungen und zusätzlich informiert sie sich auf einem chinesischen Sender, dass sie zusätzliche Übungen machen kann. Wir schauen auch, dass wir jeden Tag einen kleinen Spaziergang machen. Wir sind zuversichtlich, es geht bergauf... und das kann man im Tessin wörtlich nehmen. 

Das Herbstwetter ist grossartig - wenn die Sonne scheint. Von vier Ausflügen berichte ich gerne. 


Doch vorerst berichte ich von einer Begegnung, die ich mir schon seit Jahrzehnten wünschte. Hans Lehmann ist ein besonderer Freund, den ich in Nigeria kennengelernt habe. Wir haben beide für die UTC Nigeria gearbeitet. Er hat eine grosse Metzgerei und Bäckerei mit grossem Erfolg aufgebaut. Er wohnte über 12 Jahre mit seiner Frau Ursula, die leider vor gut 15 Jahren von uns gegangen ist, im selben Compound in Apapa. Seit über 20 Jahren lebt er nun im Tessin. Während unserem Aufenthalt in Muralto/Locarno haben wir uns drei Mal getroffen. Hans sagte, für ihn sei es wie 10 Mal Weihnachten - für mich ebenso. Wir konnten uns an vielen schönen Erinnerungen und Erlebnissen begeistern. Der Bergerchor ist besonders hervorzuheben. Seit Nigeria habe ich in keinem Chor mehr aktiv mitgesungen. Der Grund, die leere Bierflasche hinter dem Stuhl wird hier in der Schweiz nicht mit einer vollen ersetzt. 😀Danke Hans und auch Manuela (Lebenspartnerin) es waren schöne Momente. Übrigens, wir haben sogar zusammen in Ascona einen besonderen Gottesdienst besucht. 




1. Das Verzascatal

Beginnen wir ganz hinten im Tal bei Sonogno. Das letzte Dorf im Tal strahlt etwas besonderes aus, die Plätze vor den Häusern gepflegt, ja die Ruhe selbst. Menschen sitzen vergnügt vor dem Haus, geniessen die Sonne und das Zusammensein. Von hier aus können tolle Wanderungen unternommen werden. In den Herbstfarben während der Erntezeit der Marronni ist es wohl etwas ganz besonderes. Die beiden Täler Val Vegornèss (die grüne Verzasca) und Val Redorta (Wasserfall Froda) kommen hier zusammen. 

 

  


Wenn wir zurückfahren kommen wir in das nächste Dorf Brione. Auch hier kommen zwei Täler zusammen. Auch von hier aus gibt es besondere Wanderungen. Etwas besonderes ist eine Wanderung von Brione nach Maggia über den Passo Deva, doch diese ist anspruchsvoll und man muss genügend Zeit planen und auch an etwas Proviant denken. Man wird mit schönen Aussichten, einer eindrücklichen Bergwelt und malerischen Plätzchen verwöhnt. 

Ob Lavertezzo mit seiner Ponte dei Salti der Höhepunkt des Verzascatals ist möchte ich offen lassen. Dieses Bauwerk ist sehr eindrücklich und fotogen von allen Seiten und Perspektiven. Es ist so ein Wahrzeichen des Tals, doch wage ich festzuhalten; das ganze Tal verdient Beachtung. 

  




2. Das Maggiatal

Das Maggiatal beherbergt ebenso viele besondere Wanderwege, Orte und Trouvaillen die ich nennen will. Beginnen wir auch hier zuerst ganz hinten im Tal, beim Lago del Sambuco, ein eindrücklicher Stausee auf 1'461müM. Das Dorf Fusio (Dorfgründung 1286, heute etwa 50 ständige Bewohner) ist ein gepflegtes bildhübsches Dorf mit einer Besonderheit. Die alte Brücke ist steht noch zur Hälfte, die Neue wurde verbindend daneben gebaut. Wenn wir weiter talwärts fahren kommen wir nach Mogno. Am 25. April 1986 ging hier eine Lawine nieder und zerstörte die kleine Kirche des Johannes der Täufer aus dem 17. Jahrhundert. Mario Botta baute hier eine besondere Kirche, die wohl eines seiner wichtigsten Werke ist. Sie soll den positiven Charakter des menschlichen Bemühens zum Wiederaufbau unterstreichen, wenn man der zerstörerischen Natur entgegentritt, wie es Maria Botta formulierte. 
Der Kontrast der modernen Kirche mit Materialien aus der Region mitten in einem kleinen, traditionell gebauten und gepflegten Weiler, wo es sogar eine kleine Mühle gibt, die seinerzeit sogar als kleines Kraftwerk für die wenigen Häuser diente, ist sehr eindrücklich. Lasst euch von den Bildern selber inspirieren.

 



Wir fahren nun weiter das Tal hinunter und halten oft kurz an, um mit unseren Fotogeräten einige Aufnahmen zu machen. Man kommt aus dem Staunen kaum heraus. 


 

Fahren wir ein Stück weiter durch schöne Ortschaften und Gebiete. In Lodano und Maggia machen wir noch einen längeren Halt. Lodano beherbergt einen Buchenwald, der als UNESCO-Welterbe gilt. In den Herbstfarben ist er besonders eindrücklich. In Maggia machen wir eine kleine Wanderung zum Cascata del Salto. 

 

 

Und zum Schluss dürfen natürlich die Hängebrücken über die Maggia nicht fehlen. 

 


3. Das Onsernonetal

Mit dem Cabrio ins Onsernonetal hochzufahren, und das bei Herbststimmung, war schon etwas einmaliges. Die letzte Station war La Bottega. Eine kurze Wanderung (leider nicht mehr in den Herbstfarben wie gewohnt - es schneite kürzlich ein bisschen) bis zu den nostalgischen Badeanlagen war das Pünktchen auf dem i. 



4. Das Bavonatal

Nach Bignasco fährt man links in das Bavonatal. Ich gehe davon aus, dass dieses Tal das noch ursprünglichste im Tessin ist. Ich habe vernommen, dass es wohl im Rahmen des Heimatschutzes im ganzen Tal keine Stromleitungen für die Häuser gibt. Man sieht keine Leitungen und nichts, ja so ganz nichts stimmt auch wieder nicht. Versteckt hinter einzelnen Wohn- oder Ferienhäusern kann man Solarzellen entdecken. Sind wir ehrlich, das darf heute in der Toleranz diskret erlaubt sein. Die kleinen Weiler sind wirklich ausgesprochen herzlich gepflegt. Bravo an die Bewohnerinnen und Bewohner, die sich dort engagieren und wohl fühlen dürfen. 


  


   


Nun aber genug geschwärmt. 
Mit Sicherheit werden wir  das Tessin immer und immer wieder besuchen 

  





PS.:
Schöne Erinnerungen habe ich auch an meine militärische Ausbildung, die ich in Isone absolvieren durfte. Wir haben das Tessin mit vielen Märschen (einmal zum Beispiel einen 100km Marsch mit Vollpackung von Campo nach Intragna, wobei am Ende des Tals nicht der Maggia nach marschieren durften sondern über den Monte Salmone führte) kennen lernen dürfen. 




















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