Italien - Erlebnisse I "Viva Italia"

 Die Kathedrale

Heute habe ich an der ersten heiligen Messe des Tages um 07°°Uhr in der Kathedrale der "Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz" teilgenommen, welche den Rang einer Päpstlichen Basilika hat. Ich habe zwar nicht viel verstanden, doch fühlte ich mich wohl. Ich mag Kirchen als Ort der Ruhe und der Besinnung. Ob gerade eine Messe zelebriert wird oder ob sich einfach so Menschen darin bewegen, für mich sind das Orte wo ich mich wohl fühle. Meine Gedanken bewegen sich in vielerlei Richtungen und das tut gut. 


 



Wenn eine heilige Messe (Eucharistie) gefeiert wird, wie ich das heute erleben durfte, da gehen meine Gedanken oft an meine Jugendzeit zurück und ich sehe meinen Vater, wie er das Abendmahl zelebriert. Ich sehe meinen Vater in der Deutschen Kirche Murten, wie er den Kelch hochhält und dazu spricht, ich sehe meinen Vater, wie er das Brot bricht und teilt und ich höre meinen Vater sagen: "Kommet her, es ist alles bereit". 
Hier in Pompei habe ich nicht viel verstanden, da ich die Sprache nicht beherrsche. Doch wohl war es mir und ich folgte einigen Worten, dich ich erfassen konnte, wie zum Beispiel Pace. Das hat mich nachvollziehbar zum Frieden geführt, den es auf der Welt eigentlich geben sollte. Plötzlich schweiften meine Gedanken zum Buch von Jeremias Gotthelf "Anne Bäbi Jowäger", das ich zurzeit lese. Er schreibt, "von solchen Anne Bäbi wimmelt es auf der Welt" und "Das Verstehen wäre eigentlich die Hauptsache; aber das Verstehen verstehen noch ganz andere Leute nicht als so ein Mädi" (die Magd). Weiter schreibt er, dass jeder Mensch seine eigene Waage hat und auf dieser wiegt er, was Gott ihm zuteilt und nach dieser Waage wertet er es. Das geht dann schnell dem Materiellen entgegen und nicht nach Frieden und Freude, da dies auf diesen Waagen nicht gewogen werden kann. Bei diesen Gedanken hat sich der Kreis zum Frieden geschlossen. 


Die Wohnungen

Die Italienerinnen und Italiener haben wir meistens sehr sympathisch und freundlich kennen gelernt. Die Ferienwohnungsvermieter waren bisher immer zuvorkommend und aufmerksam. Sie sind auf Wünsche eingegangen. Beim Bezug der Wohnung waren einmal frische Früchte auf dem Tisch und ein anderes Mal Süssigkeiten. Als wir einmal nahe bei einer Wohnung die wir beziehen wollten waren, fragte ich eine Frau nach dem Haus mit Adresse. Sie sprach Englisch und schlussendlich sogar Französisch. Spontan hat sie den Vermieter angerufen und dieser stand sechs Meter neben uns. Eine sehr angenehme Überraschung. 

Die erste Wohnung in Torre del Greco war in einer alten Liegenschaft. Ein enorm grosser Raum mit Küche, Esstisch und grossem Bett. In einem weiteren Zimmer war ein Doppelbett. Eine riesige Terrasse mit Blick auf das Meer (von weitem) und auf den Vesuv. Die Wohnung war ok, doch für zwei Personen viel zu gross. Die Umgebung und die weitere Region war sehr schmutzig. Als Standort für Ausflüge ideal, doch bei dem Wetter, wie es quasi während der ganzen Woche war, nicht der Hit. Einen kleinen Spaziergang am Abend... na das hat einem nicht angemacht. In den Läden, wo wir Brot und Patisserie einkauften, haben uns die Leute schon nach zweimaligem Besuch gekannt und uns freundlich, mit einem Lächeln und geduldig angesprochen. Die zweite Wohnung in Boscoreale war ein Hit. Eine schöne Küche, ein grosses Bad und zwei Schlafzimmer. Das Quartier war schon etwas sauberer, doch für erholsame Spaziergänge war es auch nicht optimal. Als Standort für Ausflüge war es absolut ideal. Doch auch während dieser Woche war es vor allem regnerisch bis hin zu Gewitter und Hagel. Der Vesuv erhielt in diesen Tagen ein weisses Häubchen. Bei der Mitteilung an den Vermieter am ersten Abend, dass es etwas kalt sei, brachte er uns am anderen Tag einen Heizstrahler. Das haben wir sehr geschätzt. 
Nun sind wir in Pompeji, in einer kleinen Wohnung mit eigener Dusche im oberen Stock. Etwas lärmig, da direkt an einer Quartierstrasse, doch in zwei Minuten bei der Kathedrale und in der Nähe der Ausgrabungsstätte. Da hat es angenehme und schöne Spazierwege wo man sich gut erholen kann. Auch für Ausflüge ist es ideal. 


Die Strassen und der Verkehr

Soll ich etwas übertreiben? Nein, ich will es nicht. Die Strassen in Italien sind schlecht und das Fahrverhalten vieler Automobilfahrenden ist schrecklich. 

Kommen wir zuerst auf die Strassen. Es gibt wenig Strassen, die gut unterhalten sind. Die Autobahnen, wo man regelmässig einen Betrag in einen Opferstock werfen muss, damit man weiterfahren kann, sind okay. Die übrigen lassen zu wünschen übrig. Da hat es Schlaglöcher, nicht Schlaglöchlein, wenn man ein solches erwischt bei entsprechendem Tempo, na dann mein Freund. (Zum Opferstock, in der Schweiz bezahlt man CHF 40 und ist überall fahrberechtigt, auch für Tunnelfahrten, die nicht umsonst gebaut werden können. Die Abstimmung vor einigen Jahren, die Autobahnvignette auf CHF 100 zu erhöhen hätte uns viel gebracht. Wäre vom Automobilisten, der ein Auto hat und damit auch fährt, verkraftbar gewesen, das nur nebenbei meine Meinung.)

Das Fahrverhalten; na ja, da kenne ich wohl die Regeln noch nicht oder habe es nicht verstanden. Da ist zum Beispiel eine Baustelle auf der Autobahn. Wieso über eine längere Phase 30 km/h und Überholverbot gilt ist nicht nachvollziehbar. Doch versuchte ich mich, daran zu halten, jedoch nicht all zulange. Meine Mitfahrenden auf der Strasse haben das nicht so goutiert. Wenn ich den Abstand des mir nachfolgenden Autos gemessen hätte: 5cm, bestimmt nicht mehr. Also habe ich auf die doppelte Geschwindigkeit erhöht. Und siehe, der Abstand hat sich vergrössert, bestimmt auf 10cm. Hupen und Lichthupen habe ich noch nicht erwähnt. 
Selbes Szenario, ein riesiger Lastwagen hat aufgeschlossen. Ich wusste gar nicht, dass sie so kräftige Lichtanlagen haben. Nebst dem ohrenbetäubenden Hupen wurde ich beinahe blind. Auf dieser Strecke war 60 km/h erlaubt, ich fuhr bereits 100 km/h. Zum Glück war die Baustelle kurzum beendet, der Lastwagen überholte mich wohl mit bestimmten Gedanken. 

Generell wird viel gehupt, aufgefahren (wenn man den Kofferraum öffnen würde, viele würden wohl direkt hinein fahren), links und rechts überholt und dann sind noch die Motorradfahrer, die man kaum sieht und sie schlängeln sich in Freiräumen durch, dass es einem schlecht wird. Unfälle... ich berühre Holz, habe bis heute keinen erleben müssen. Da ist wohl ein Schutzengel über Italien. Ich mag es ihnen von Herzen gönnen. 
Wenn ich an meine Zeit in Nigeria denke, da war es ähnlich, wenn nicht noch schlimmer. Doch es hatte einen Vorteil. Es hatte wenig bis keine Verkehrsregeln und man ist einfach gefahren. Da waren auf einer dreispurigen Fahrbahn sechs bis sieben Fahrzeuge nebeneinander. Der, welcher die Nase etwas mehr voraus hatte, konnte fahren, da der Nachfolgende sein Auto beschädigen würde. Folglich lässt man den mit der längeren Nase fahren. 

Ein Erlebnis: Wir haben eine Rundreise über Sorrento nach Amalfi und zurück gemacht. Ein toller Ausflug. Nach unserem Navi hätten wir um ca. 16:30 zuhause sein können. Doch dem war nicht so. Sieben Kilometer vor dem Ziel war eine Autobahnauffahrt, auf welche mich das Navi geleitet hat. Diese war verbarrikadiert und geschlossen. Eine Umleitung war nicht angegeben, das ist hier wohl nicht notwendig, da alle ortskundig sind. Mein Navi jagte mich wie ein Löwe im Käfig mal links, mal rechts und wieder links. Ich gab auf, nachdem ich alle Kriterien geändert habe. Ich nahm noch das Google-Map zur Hand. Plötzlich war ich in einer Sackgasse und sah, dass ich weder über den Sarno noch über oder unter der Autobahn auf die andere Seite hinkomme. Ich fuhr aus der Sackgasse hinaus und sah etwas wie eine provisorische Brücke, da ist mir aufgefallen, dass etliche Fahrzeuge darüber gelenkt werden. Ich versuchte mein Glück und siehe da, ich habe es geschafft und war auf der anderen Seite. Das Navi freute sich ebenfalls und leitete mich weiter. Für die letzten sieben Kilometer hatten wir länger als eine Stunde. 200 Meter vor der Garageneinfahrt, wo ich unser Auto einstellen kann, war als Zugabe noch ein Stau. Vor mir ein Fahrzeug der Carabinieri. Die Autos standen, es bewegte sich kaum. Auf der Gegenfahrbahn kamen ab und zu Fahrzeuge, vor allem solche, die aus der wartenden Kolonne ausscherten und zurück gefahren sind. Die Carabinieris vor mir waren sehr freundlich. Sie haben einen nach dem anderen einfädeln lassen, sobald sich eine Lücke ergab. Sie waren ja bald am Ziel und ich dachte so für mich, dass sie wohl Arbeitszeit aufschreiben können. Plötzlich kam eine Dame in einem Kleinfahrzeug und konnte nicht so ganz einfädeln und versperre den Gegenverkehr. Der Carabinieri stieg aus seinem Auto, erklärte mit den Händen gestikulierend der Automobilistin, dass sie zurück in die Seitenstrasse fahren soll, woher sie gekommen sei. Sie hat das ausgeführt. Der Gegenverkehr kam wieder ins rollen. Als es vor den Carabinieri eine Lücke gab, haben die charmanten Uniformierten der noch charmanteren Dame gewunken, dass sie nun einfädeln kann. Auf den letzten 200 Meter geduldete ich mich über eine Viertelstunde. Ich habe ja Zeit als Pensionierter. 

Schilder für Sehenswürdigkeiten sind auch eher spärlich. Wir haben öfters Top-Sehenswürdigkeiten angefahren und... ohne Navi, keine Chance. Das Amphitheater in Caserta als Beispiel. Wir haben nicht aufgegeben und es gefunden. Der Palast Reggia haben wir auch gefunden, es war nicht einfach. Ich bin in eine nahe Seitenstrasse gefahren, hinter mir war ein anderes Fahrzeug. Nach einigen Metern hielt ich rechts an, um das andere Auto vorbeifahren zu lassen. Der Beifahrer drehte das Fenster hinunter und sagte mir, dass ich da nicht parkieren dürfe. Ich gab zur Antwort, dass ich nicht da parkieren will, sondern das Schloss suche, ob er mir mitteilen könnte, welche Richtung ich fahren soll. Etwas hässig sagten sie mir, dass ich nicht hier parkieren dürfe und fuhren in die Seitenstrasse. Auf der Beifahrerseite stieg ein älteres Semester mit Stöcken aus. Ich war froh, dass ich wenden konnte und fuhr zurück. Dabei bemerkte ich, dass ich auf dem Invalidenparkplatz angehalten habe, um das Fahrzeug vorbei zu lassen. 


Die Post

Wenn wir das Postamt in der Nähe unserer Wohnung sehen wird uns gegenwärtig, wie perfekt und pünktlich der Postbetrieb in der Schweiz ist. Ich wollte einfach nur einen Brief aufgeben und einige Briefmarken kaufen. Das ist nicht so einfach. Bestimmt 10 Mal wollte ich schnell auf die Poststelle, doch wenn ich die Warteschlange vor der Post gesehen habe bin ich rasch weiter. 

Warteschlange vor dem Postgebäude in Pompeji

Eines Tages versuchte mein Glück und schloss mir der noch kleinen Schlange an. Es kamen regelmässig Menschen aus der Post durch die kontrollierten Türen heraus, doch hinein konnte niemand. Da gab es Menschen die es verstanden, sich zwischen den Kolonnen durchzuschlängeln und eine Bemerkung abgaben. Ob sie es eilig hatten, Sonderwünsche oder einen Termin hatten, ich habe es nicht verstanden. Plötzlich hat sich hinter mir ein älterer Herr enerviert und lauthals ausgerufen. Drei Personen erhielten Einlass in das Postamt. Die Schlange hat sich nicht verringert, eher verlängert. Nach einer knappen Halbstunde habe ich es aufgegeben und bin weg gegangen.  
Nach drei Tagen waren einmal nur vier Personen ausserhalb der Poststelle. Da habe ich die Gelegenheit gepackt und bin angestanden. Ich musste nur etwa 20 Minuten warten um Einlass zu erhalten. Im Schalterraum geht die Warterei weiter. Es hat eine riesige Maschine, wo man ein Ticket anfordern muss. Ich bat eine Dame neben mir um Hilfe. Sie sah, dass ich nur einen Brief habe und Briefmarken kaufen wollte. So zog sie mir das entsprechende Ticket 0042 aus etwa 12 Versionen. Ich wartete noch einmal gegen 15 Minuten. Die Postbeamte verabschiedete sich vom Kunden 0041. Sie stand auf und verschwand etwa zwei Minuten. Dann schlenderte sie an ihren Platz und setzte sich. Den Kopf vorne herunter gebeugt überlegte sie wohl, ob sie den nächsten Kunden einladen soll, oder ob sie zuerst noch ihren Schal zurechtrichten wollte. Ein Klang erschallte und die Nummer 0042 erschien. Welch ein Glück, ich war dran. Als ich das Postamt verliess waren wieder mehr als ein Dutzend Menschen da, die mehr oder weniger geduldig auf Einlass warteten. 
Übrigens, in Sexten hatte es nie einen solchen Andrang. Da habe ich einmal zwei Postkarten auf die Post gebracht. Die Karten sind nach etwa einem Monat bei den Empfängern eingetroffen.  









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