Italien - Erlebnisse II

Zuerst etwas Feines, dann etwas Besonderes, anschliessend zur Sprache, ein Fahrerlebnis und zwei weniger schöne Themen.

Wenn man durch das Land fährt sieht man nicht nur Zitronen-, Orangen- oder Mandarinenplantagen, Rebberge oder Olivenhaine, man sieht auch Mandelplantagen. Bald werden die Mandelbäume blühen, auf dieses Naturereignis freue ich mich sehr. Mit Sicherheit werde ich einige Bilder knipsen und aufschalten. 

Blühender Mandelbaum im Zingaro-Naturschutzreservat. 


Zuerst beginnen wir mit dem Feinen, denn das ist süss und passt mir sehr. "Mandorlina", das ist ein Mandelgebäck und eine grosse Spezialität auf Sizilien. Ich habe schon immer Amaretti und Marzipan geliebt. Amaretti geniesse ich seit ich mich erinnern kann, Mandorlini, dieses Gebäck habe ich hier kennen und geniessen gelernt. Es gibt unzählige Bäckereien und Konditoreien, die diese Gebäcke - und andere Köstlichkeiten - herstellen und anbieten. Das Personal in den entsprechenden Läden kennt uns relativ rasch, da wir regelmässig einkaufen. 

 ...sieht doch lecker aus.  


Etwas Besonderes, das ist Italien "Italia Vita". Maria ist es aufgefallen und ich stellte fest, das stimmt genau. Wenn wir eine Stadt besichtigt haben, oder wenn wir mit dem Auto durch eine Gegend und ein Dorf gefahren sind; auf den Gassen und Plätzen sieht man nur Männer in kleinen Gruppen. Selten bis nie sind Frauen im öffentlichen Raum zusammen. Ich spreche hier konkret von erwachsenen Personen. Es versteht sich, Schülerinnen und Schüler wie Jugendliche sieht man regelmässig zusammen. Wir haben uns Gedanken gemacht, weshalb das wohl so ist. Bestimmt haben die Männer wichtige Themen zu diskutieren und da trifft man sich um die Ecke oder auf dem Platz. Die Frauen, und das ist uns auch aufgefallen, wenn wir eine längere Zeit in einem bewohnten Quartier waren, sind zuhause und putzen und waschen und..., das haben wir nicht gesehen, aber davon ist auszugehen, ...und kochen. Die erstgenannten Arbeiten der Frauen haben wir persönlich oft gesehen. Der Balkon wird gewaschen, vor der Eingangstüre wird gewischt, Wäscheständer stehen täglich frisch bestückt vor dem Haus oder auf dem Balkon. Aber eben, die wichtigen Diskussionen führen wohl die Italiener auf den Plätzen.

  



Herausforderung: Sprache 😀

Das Einkaufen in den Geschäften ist grösstenteils einfach, auch wenn man die Sprache nicht beherrscht. In der Bäckerei zum Beispiel, zeigt man mit dem Finger auf eine Süssigkeit und sagt freundlich: "uno", "due" oder mehr. Wenn die Verkäuferin auf das falsche zeigt setzt man wie die Italiener auf Handzeichen und Bewegungen. Im zweiten Anlauf wird dann auf das gewünschte Gebäck gezeigt und ein "si-si" bringt man einfach über die Lippen und das Ziel ist erreicht. 

Kürzlich waren wir in einem grösseren Supermarkt und suchten Weinbeeren. Eigentlich habe ich Erfahrung, in welchen Bereichen die Produkte zu suchen sind, doch dieses Mal fand ich das gewünschte Produkt nicht. Maria gab schnell auf und sagte, dass wir das später kaufen könnten. Es sei nicht so dringend. Mir machte es eigentlich Spass und ich setzte mir das Ziel, Weinbeeren jetzt, die es in diesem Geschäft bestimmt gibt, zu finden. Ich sagte, wir suchen weiter. Da kam der Moment, dass auch ich am Ende war, also kann nur noch das Fragen bei einem Mitarbeitenden zum Erfolg führen. Da waren eine junge Dame und ein junger Herr im Rayon. Das Wort Weinbeere auf Italienisch war mir nicht bekannt. Also fragte ich nach "Grappa - Grappino - secco". Die beiden schauten mich etwas komisch an und ich versuchte mit der Hand, wie es in Italien üblich ist, Zeichen zu setzen. Ich wiederholte "Grappino, secco". Da kam dem jungen Herrn ein Leuchten in die Augen und er sagte mir: "seguire", ich wusste nicht, was das heisst, doch er zog davon und ich hinterher. Wir landeten beim Alkohol und er zeigte mir Grappa. Ich schüttelte den Kopf und sagte, da der Wein gerade daneben im Angebot war: "Vino - grappino - secco". Er schüttelte unverständlich seinen Kopf. In der Nähe stand ein anderer junger Herr, der hat mitbekommen, dass ich etwas suchte. Er hat "secco" aufgeschnappt und sagte mit Begeisterung: "Prosecco" und zeigte mit dem Finger in die Richtung der Flaschen. 

Die Enttäuschung der beiden Herren und mir war uns ins Gesicht gezeichnet. Wir haben aufgegeben, doch ich sagte Maria, wir gehen nicht aus diesem Geschäft, bis wir das gefunden haben. Wir machten noch einmal eine Runde in den Rayons, wo die Weinbeeren eigentlich sein sollten. Ich ging in das Rayon der Schokoladen um ein Bild einer Weinbeere zu finden um dieses dann dem Verkäufer zeigen könnte. Dort sollte es doch Schokolade mit Nüssen und Weinbeeren geben wie bei uns. Fehlgeschlagen, auf keiner Schokoladentafel war ein Bild von einer Weinbeere. In der Schweiz sind wir uns gewohnt, dass es vier bis fünf verschiedene Sorten gibt. Heureka, wir haben gefunden. Sie haben eine Sorte "Sultaninen" was wollen wir mehr, die Verpackung war etwas verdeckt. Es ist wohl nicht ein Produkt, das viel verkauft wird. Doch wir hatten zu unserer Freude ein Erfolgserlebnis, vor allem Maria, sie hat die Weinbeeren zuerst gesehen. Als ich Sultaninen auf der Packung las, da dachte ich, dass mir das auch in den Sinn hätte kommen können. Wichtig war mir, dass Maria endlich Weinbeeren kaufen kann. 


Zur Gesundheit:

Als wir in Taormina waren, hatte Maria ein unangenehmes Gefühl in ihrer Herzgegend, sie war verunsichert. Das Spital war knapp 500m von unserem Aufenthaltsort entfernt. Mit dem Übersetzungstool deepl.com schrieb ich meine Anfrage. Den italienischen Text fotografierte ich und so ging ich guten Mutes Richtung Spital. An der Rezeption angekommen zeigte ich den vorbereiteten Text auf meinem Mobile. Wir haben uns wohl nicht so verstanden. Sie sagte mir, dass ich mich beim Notfall melden müsse. Diesen fand ich und wartete hinter einigen anderen Personen. Nach kurzer Warterei dachte ich, dass es besser ist, wenn Maria auch mit dabei wäre. Unverrichteter Dinge ging ich zurück in die Ferienwohnung und sagte Maria, dass wir zusammen dorthin gehen. Wir sind gegen 11°° Uhr im Spital angekommen und meldeten uns wieder an der Rezeption. Eine Dame beim Eingang kontrollierte die Covid-Pässe, sie wechselte einige Worte mit der Rezeptionistin und dann führte sie uns durch einen langen Flur, wo eine Tür nach der anderen war. Bei der einten Türe blieb sie stehen und deutete uns zu warten. Wahrscheinlich eine Ärztin kam aus einem Raum, musterte uns und sagte, dass wir nicht am richtigen Ort seien und sagte wohl, wohin wir gehen müssten. Die freundliche Dame vom Eingang begleitete uns durch das ganze Spital und wir landeten im Notfall. Wir bedankten uns und warteten bis wir aufgerufen wurden. Nach einer guten Viertelstunde kam eine gesetzte Dame mit langen rot bemalten Fingernägeln und bat uns zu kommen. Im Kreisadlersystem (mit so langen Fingernägeln konnte man nicht anders) tippte sie von Maria alle persönlichen und notwendigen Angaben in ihren PC. Wir konnten uns fast nicht verständigen, da rief sie plötzlich einer anderen Dame. Diese sprach etwas Französisch. So konnten zumindest die Personalien korrekt aufgenommen werden. Nach etwa 20-minütigem Aufnahmeprozess bat man uns zu warten. Es war samstags, mittlerweile gegen 12°°Uhr. 

Wir warteten geduldig und stellten fest, dass wir nicht die Einzigen waren. So um 14°°Uhr, als die Türe wieder einmal geöffnet wurde, fragte ich nach, wie lange wir noch warten müssten. Die Dame hat mich wohl nicht ganz verstanden und erklärte mir eine Information, welche beim Eingang gross angebracht ist. Dort ist erklärt, wie die Reihenfolge der Annahme geordnet ist. Ich habe diese Information sofort verstanden, da ich das in Schweizer Spitälern auch schon gesehen habe. Maria galt, es versteht sich, nicht als "dringender Fall". Ich habe versucht, ihr zu Verstehen zu geben, dass ich verstanden habe. Sie dachte wohl, dass ich diese Mitteilung nicht verstehe und erläuterte mir das notierte bestimmt eine Viertelstunde lang. Die letzten 10 Minuten sagte ich einfach immer nur noch "si - si" in der Hoffnung, sie schliesst ihren Informationsdrang in italienischer Berieselung ab, da ich ja eigentlich verstanden habe, was sie mir mitteilen wollte, aber nicht verstanden habe, was sie alles noch wörtlich ergänzte. Sie wollte wohl ganz sicher gehen, dass ich alles gut verstanden habe, bevor sie wieder hinter der Türe verschwand. 

Es war mittlerweile nach 15°°Uhr, wir konnten weder etwas Essen noch Trinken. Es hatte auch keinen Verpflegungsautomaten beim Eingang. Eine Stunde später ging ich kurz in die Ferienwohnung zurück um etwas Mineralwasser zu holen. Um 16:30 wollte Maria aufgeben. Ich sagte ihr, bis 17°°Uhr warten wir noch. Kurz vor 17°°Uhr ein Wunder, Maria wurde aufgerufen. Ich erlaubte mir, Maria zu folgen, damit ich als Übersetzer und Begleiter beistehen kann. Ein aufmerksamer Herr gab mir ein klares Handzeichen, dass ich nicht erwünscht bin. Es versteht sich, aufgrund Coronaregel, ich durfte nicht mit hineingehen.

Gegen 18°°Uhr ist Maria wieder erschienen, sie bat mich, hereinzukommen. Beim Arzt an seinem Arbeitsplatz wurde ich über die Untersuchung informiert. Auf seinem Tablett nutzte er eine Übersetzungsdienst und so konnten wir uns austauschen. Die Untersuchung hat ergeben, dass sich Maria eigentlich einer guten Gesundheit erfreuen darf, er empfiehlt jedoch, in absehbarer Zeit (zwei bis drei Monaten nach seiner mündlichen Bestätigung) ein Holter-EKG 24h machen zu lassen. Er druckte uns alle Ergebnisse und seine Empfehlung aus, wobei ein Formular mit der Verantwortungsentlastung seinerseits dabei war. Wir haben die Dokumente unterschrieben und uns herzlich bedankt. Wir verliessen das Spital um 18:20.


Fahrerlebnis:

Ich habe gerade unser Auto bei der Garage abgeholt, da wir einen kleinen Ausflug planten. Hinter mir fuhr ein Autolenker, der es wohl eilig hatte, was in Italien nicht unpblich ist. Er hupte aus mir unverständlichen Gründen hinter mir. Ich verlangsamte und schaute im Auto zurück um festzustellen, ob alles in Ordnung ist. Im zähflüssigen Verkehr nach zwei Kreuzungen war er immer noch hinter mir und hupte erneut. Ich mag das Gehup nicht sonderlich, manchmal ärgert es mich, meistens kann ich darüber schauen. Doch dieses Mal hatte ich Lust, den Autolenker nach dem zweiten Gehup hinter mir zu ärgern. Ich habe angehalten, bin aus dem Auto ausgestiegen und kontrollierte unser Auto, ob irgendein Licht kaputt ist oder sonst etwas nicht in Ordnung. Mit einem Kopfschütteln schaute ich fragend zum Lenker hinter mir - oh, für einmal war es eine Lenkerin - ob bei unserem Auto etwas nicht in Ordnung sei. Sie lächelte mir zu und ich habe verstanden, dass alles in Ordnung war. Ich bedankte mich mit einem Handzeichen, stieg ins Auto und fuhr weiter. Sie hat nicht mehr gehupt 😊


Zwei weniger schöne Themen. Es geht um Abfall und seine Entsorgung. 

Die Abfallentsorgung ist wohl gut organisiert, es kommen ausser Sonntag täglich Mitarbeiter mit ihrem Sammelfahrzeug vorbei und entsorgen, was vor der Türe steht oder hängt. Der Abfall wird eigentlich getrennt, jedoch mit grosser Kulanz, wie ich festgestellt habe. Mülleimer sieht man öfters auch vor Wohnanlagen und sogar auf öffentlichen Plätzen. Die Eimer sind gekennzeichnet mit "Grüngut", "Karton", "Glas" oder "Restlicher Abfall". Wenn man hineinschaut ist oft allerlei im Behälter. Dabei denke ich oft an den gut organisierten Werkhof und an Haldimann. Betreffend Abfall wird in Murten und der Schweiz ein sehr guter Job gemacht. Weit schlimmer ist der Abfall längs der Strassen, in der Natur, am Ufer, es ist unvorstellbar. Man hat das Gefühl, dass einige Menschen mit ihrem Abfall hinausfahren und bei geeigneter Gelegenheit den Abfallsack und Weiteres einfach aus dem Auto werfen. Es ist sehr schmutzig hier. Auf einem Strassenabschnitt bei einer langen Brücke zwischen Naro und Favara lag bestimmt Abfall, in Säcken und offen herum, der gegen 30 Lastwagen mit Müll füllen würde. Beim Fahren über die Brücke musste man um die Abfallsäcke herumfahren. Das hat mich schon etwas schockiert. 

Zum Glück darf ich eine positive Bemerkung festhalten. Als wir zum Monte Cofano fuhren sind wir durch das Dorf Cornino gefahren. Da hat Maria mit fröhlichen Augen gesagt, "schau mal wie sauber es hier ist". Es war wirklich auffallend sauber und freute uns riesig. 

  Ein Arbeiter am Abfall Einsammeln. Säcke werden vom Balkon her heruntergelassen oder vor die Haustüre gestellt. 

  
Müll auf Strassen Überland, Durchgangsstrassen in der Stadt oder im Quartier.


Zum zweiten weniger schönen Thema füge ich kein Bild an. Es geht um den Hundekot auf Trottoirs, in Parks und auf Strassen. Manchmal hat es weniger Trottoirsteine als Häufchen, die den Fussweg "verzieren". Man lernt einfach aufpassen, ich fasse Holz an, bis jetzt konnten wir, auch wenn teils in letzter Sekunde, ausweichen. 

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