Italien - Erlebnisse III

Einige Erlebnisse, die uns gefreut und motiviert haben, aber auch stressige Momente. Ich beginne mit einer kurzen und sehr schönen Begegnung auf der Meerpromenade in Palermo.


Begegnung mit der Jugend

Einmal mehr sind wir an der bunten und offenen Seepromenade in Palermo entlang spaziert. Bei einem Kachelbank standen sechs junge Damen, die es lustig hatten. Maria und ich sagten einmal mehr zueinander: "schön, wie sie das Leben geniessen". Daraufhin nahm ich das Mobile in die Hand und schoss ein Foto. Sie haben mich bemerkt und winkten mir zu. So erlaubte ich mich, sie zu fragen, ob ich ein Foto ohne Gegenlicht machen darf. Sie hatten keinen Einwand und sagten spontan und lachend zu. Ich bedankte mich zufrieden und wir gingen zwei Schritte weiter. Da riefen uns die Damen und fragten uns, ob wir mit ihnen zusammen auf einem TikTok Clip mitmachen würden. Ebenso spontan sagten wir zu und freuten uns an dem kurzen musikalischen Auftritt mit den jungen Damen. Etwas später warteten wir auf den Bus. Die Jungen, auf dem Weg zur Schule, kamen an uns vorbei und ein herzliches Ciao, Hallo und Hello wurde ausgetauscht. Schöne Momente 😊

Den TikTok Clip hat uns eine der Damen (dritte von rechts) per WatsApp zugestellt. 


Ein Ausnahmeautomobilist

Maria und ich standen am Strassenrand in der Nähe eines Fussgängerstreifens. Wir waren am Entscheiden, ob wir die Strasse überqueren wollen oder nicht. Ein Automobilist hielt an, was hier sehr selten ist. Ich bemerkte das und gab ihm ein Zeichen, dass wir die Strasse noch nicht überqueren wollen. So fuhr er weiter und auf unserer Höhe verlangsamte er, liess die Scheibe hinunter und rief fröhlich lachend aus seinem Auto: "Welcome to Sicily".

Ganz generell stellen wir fest, die Sizilianerinnen und Sizilianer sind sehr aufgeschlossen, freundlich und höflich. 


Gesundheit II

Maria hatte wieder Angst wegen dem Puls. Ihr Messgerät, eine Smartwatch, zeigte wie seinerzeit in Taormina einen tiefen Wert an, der sie beunruhigte. In Taormina wurde Maria empfohlen, einen 24h-Holter machen zu lassen. 

Vorerst schrieb ich eine E-Mail an das Unispital in Palermo. Ich staunte sehr, das erste Mal, dass ich von einer amtlichen Stelle eine Antwort erhielt. Mir wurde ein Link zugestellt, welcher ein Formular enthielt, wo ich unendlich viele Fragen beantworten sollte und hätte Daten angeben müssen, die wir schlicht nicht hatten. Also entschied ich, mit Maria zusammen den Weg ins Unispital unter die Füsse zu nehmen. 

Bei der ersten Anlaufstelle, oh Schreck, standen gegen 30 Personen im Vorraum. Ich entdeckte eine Maschine, die ein Ticket ausspuckt. Ich stand vor dem Gerät und studierte, welches Kästchen ich anklicken will. Ich las "altro", das passte mir und ich zog die Nummer 0008. Auf der Anzeigetafel war 0007...  ein leises Hoffen, dass wir nicht allzu lange warten müssten stieg in mir hoch. Tatsächlich, nach etwa 10 Minuten erschien unsere Nummer. Der Herr am Schalter konnte nur Italienisch. Er sprach mit seiner Kollegin am Schalter nebenan. Er sagte uns, dass wir den Schalter wechseln sollen. Die Dame an diesem Schalter, der gerade frei wurde, konnte ein bisschen Englisch. Sie wendete hingegen ihren PC und arbeitete mit dem Googe-Übersetzer. Wir konnten durch die Scheibe lesen, was sie sagen wollte. Wir haben uns blendend verstanden. Sie teilte uns schlussendlich mit, dass wir ins Bürgerspital weiter gehen müssen. Das war etwa 600 Meter weiter weg. Wir bedankten uns höflich und zogen los. 

Im Bürgerspital angekommen - Dimension Inselspital Bern - suchten wir erst einmal eine Anmeldung. Maria sagte dort, ich sagte hier und wir gingen "hier". Ein Herr sagte uns, dass wir dorthin gehen müssen. Da standen drei junge Fachpersonen die auch gut Englisch konnten. Sie sagten uns, dass wir um die Ecke gehen müssen... dort wo Maria, es versteht sich, zu Beginn sagte hin zu gehen. Kein Kommentar :-). Irgendwie haben wir es geschafft, von Hinten an den Empfang zu kommen. Der Herr neben einem Pult hat uns zuerst etwas komisch angeschaut. Ich drückte ihm die Auswertung aus dem Spital von Taormina in die Hand und zeigte auf die Empfehlung und die Handnotiz der Dame am Schalter der Uniklinik. Als er bemerkte, dass wir der italienischen Sprache nicht kundig sind, bat er uns kurz zu warten. Er suchte jemand, der Deutsch, Französisch oder Englisch sprechen konnte. Es klappte nicht. Nach einer doch relativ kurzen Zeit des Wartens, kam eine Dame in einem Ambulanzanzug. Kurz darauf bat er uns, ihm und der Dame zu folgen. Wir stiegen in ein Personentransportfahrzeug ein. Wir wurden etwa 400 Meter gefahren. Der Herr stieg aus und bat uns ihm zu folgen. Er konnte einige Brocken Französisch, wirklich nur einige Brocken. Bei Madame begann er, bei merci war er schon fast am Ende. Er führte uns vor ein Büro, da waren Stimmen zu hören. Wir warteten gut 15 Minuten. Dann kam eine Dame aus dem Zimmer und wir durften eintreten. Ein gesetzter Herr Doktor fragte nach unserem Anliegen. Kurz darauf telefonierte er mit einer Ärztin und vereinbarte einen Termin am folgenden Tag bei ihr in der Praxis. Wir bedankten und verabschiedeten uns. Der Herr begleitete uns aus dem Spital und zeigte uns den Weg in die Innenstadt. Wir wollten ihm für die ausserordentliche Mühewaltung ein EURO-Nötli in die Hand drücken. Er lehnte zwei Mal deutlich ab und verabschiedete sich herzlich. Wir dankten ihm besonders. 


Bei Frau Doktor Ledde

Am anderen Tag nach einer "Irrfahrt" fanden wir die Praxis pünktlich. Das Navi zeigte uns eine Fahrt von 7 Minuten an. Zum Glück haben wir eine Stunde eingerechnet! Es hat lauter Einbahnstrassen und vor allem keine Parkplätze. 

Frau Dr. Ledde hat uns vorab schon einen Fragebogen zugestellt, den wir beantworteten. Sie empfing uns sehr freundlich und ging nach einem Small-Talk zum Thema über. All die fachlichen Fragen wurden behandelt. Am Schluss fragte sie, weshalb Maria eine Smartwatch trage. Maria sagte, dass es ein Geschenk von ihrem Sohn sei. Die Ärztin erklärte uns, dass diese Uhren nicht so ganz genau sind und leider oft etwas Angst machen anstelle zu beruhigen, wenn Zahlen nicht wie gewünscht erscheinen. Ich kann dem in diesem Fall zu 100% zustimmen. Maria verbrachte dann noch eine knappe Stunde um ein EKG in der Praxis zu machen. 

Am selben Tag sind wir in eine andere Praxis (CCE) gefahren, um ein 24h-Holter EKG machen zu lassen. Diese Resultate wurden Frau Dr. Ledda weitergleitet. 

Die Untersuchungsresultate haben wir recht schnell erhalten. Alles ist negativ und Maria ist sehr beruhigt und froh. Die Smartwatch legte sie ab in den Koffer. 

Der E-Mail-Kontakt mit dem Centro Cuore Europeo (CCE) und mit Dr. Ledda war perfekt. Die Berichte haben wir in schriftlicher und elektronischer Form erhalten. Die Rechnungen konnte ich problemlos mit IBAN begleichen. 


Stressige Fahrten durch die Stadt

Für den Besuch der Praxen haben wir unser Auto genommen. Auf dem Navi lautete für die erste Strecke die Distanz von vier und für die zweite Strecke fünf Kilometer. Die Zeit war mit vier respektive sieben Minuten angegeben. Wir haben zum Glück genügend Zeit eingeplant, eine Stunde. Es hat lauter Einbahnstrassen, man sieht manchmal das Ziel und fährt trotzdem noch mal um einige Ecken und dann kommt die Parkplatzsuche dazu. Bis Heute habe ich noch kein einziges Parkhaus in Palermo gefunden. An den Strassen hat es wohl markierte Parkplätze mit vielen Informationen, aber keine Zahlsäulen. Bei diesen Plätzen ist meistens auch ein Parkverbotsschild mit Abschleppwarnung von 1-24! Was soll man da machen? Bei der ersten Praxis ging Maria alleine zum Arzt und ich wartete im Auto fast eine Stunde. Bei der zweiten Praxis hatte ich ein Parkfeld gefunden, aber eben, mit "Abschleppwarnung". Das ist mir nicht angenehm. Ich fragte verschiedene Personen. Die meisten sagten, kein Problem. Einer sagte, dass ich ein Ticket im Kiosk weiter vorne kaufen könnte. Ich ging dorthin "no Ticket" war die Antwort. Eine letzte Person bei einem Privaten Parkplatz habe ich noch gefragt. Er hätte noch ein Parkplatz für 1EURO pro Stunde frei, doch er schliesst das Parkaus in einer Stunde. Mir war das nicht so wohl, also liess ich unser Auto auf den abgestellten Parkplatz. Ich ging zusammen mit Maria zur Ärztin, blieb bei der Befragung dabei und entschuldigte mich dann, dass ich unser Auto holen würde, damit es nicht abgeschleppt wird. Die Ärztin bot mir noch ihre Parkkarte an, doch das Auto war nicht in ihrem Strassenzug. Zufrieden fand ich das Auto, fuhr vor die Praxis und wartete bis Maria wieder gekommen war. 

Nebst den Einbahnstrassen sind die Fahrteilnehmer auf der Strasse sehr hektisch und dann kommen noch die Motorräder dazu, die links und rechts vorbei rasseln. Ein bisschen ausweichen auf eine Seite könnte verheerend sein. Also ist das Motiv "langsam fahren". Ein weiterer Punkt auf den Strassen in Italien ist zu beachten. Der Strassenzustand ist schlecht. Es hat Löcher die nicht lustig sind. Wenn immer möglich lassen wir das Auto stehen, wenn wir in die Stadt gehen wollen. Überland ist es, bis auf den Strassenzustand, eigentlich ok. Ich habe auch schon darüber geschrieben. Ich bin halt eher ein Verkehrshindernis, aber mir geht die Sicherheit vor. 


Ambulanzfahrten

Wenn die Fahrzeuge mit Blaulicht durch die Strassen fahren schüttle ich oft meinen Kopf. Anstelle, dass die Automobilisten auf die Seite fahren und eine Gasse für die Durchfahrt fei machen, habe ich auch schon beobachtet, dass auf der zweispurigen Strasse die Autos dreispurig fahren. Jeder denkt wohl, dass der andere auf die Seite fahren sollte. Einfahrten von anderen Strassen werden genutzt als würde nichts passieren, da wird hineingedrängt wie als wäre nichts. Das Ambulanzfahrzeug hat fast keine Chance durch den Verkehr zu kommen. 


Fischeinkauf am Fischmarkt in Isola delle Femmine

Maria und ich waren im Hafenbereich und staunten über die verschiedenen Fische und Tintenfische die angeboten wurden. Da hatte es Fische aus der Thunfischfamilie. Wir hatten Lust, solchen Fisch zu kochen, doch ein ganzer Fisch hätte für drei Abendessen genügt. Ein Mann schnitt einen Fisch in drei Teile. Wir fragen nach, ob wir einen Teil kaufen könnten. Die Antwort war, es werden nur ganze Fische verkauft. Der Käufer des in drei Teilen geschnittenen Fisches schaute uns freundlich an und sagte zu Maria "prego". Wir waren glücklich und wollten bezahlen. Der Herr lachte uns an und sagte, dass er uns diesen Fisch schenke. 

 Stimmung am Fischmarkt


Beim Metzger

Wir sind während der Woche drei Mal beim selben Metzger gewesen um unser Fleisch zu kaufen. Das Fleisch ist sehr günstig. Das erste Mal fragte er uns, ob er das Fleisch klopfen soll. Wir sagten gerne und er bereitete uns das Stück wie gewünscht zu. Beim Bezahlen wäre der Preis 4 EURO 20 gewesen. Er lachte uns zu und sagte "20 Cents Rabatt". 


Seeigel, kulinarische Köstlichkeiten

Vor unserer Wohnung verkauften zwei Männer jeden Tag Seeigel. Man isst diese wie Austern roh. Der Verkäufer knackt die Igel auf und nimmt die korallenfarbigen Gonaden, die Keimdrüsen mit einem Kaffeelöffel heraus und gibt sie in ein kleines Plastikgläschen. Diese Köstlichkeit wurde uns einmal zum Probieren angeboten... wir trauten nicht, aber sagten "grazie mille". 

Die beiden Herren beim Stand verkauften ihre Seeigel für 1 EURO pro Stück bis sie alle verkauft haben. Manchmal waren sie bis in den Nachmittag hinein am Stand. Ich habe gelesen, dass es verschiedene Qualitäten gibt und die Preise bis gegen 15 EURO pro Stück in den Restaurants angeboten werden. 





Beim Gemüseeinkauf im Quartier

Es gibt nebst Verkaufsgeschäften viele "fliegende" Händler. So sind wir bei einem Gemüsehändler vorbeigekommen und Maria sah ein Gemüse, das sie schon lange einmal kochen möchte. Wir sind beim Verkäufer angestanden. Vor uns waren noch zwei Kundinnen. Plötzlich kam eine in Pelz gekleidete Dame und stellte sich vor uns. Wir hielten uns still. Etwas später schaute sie uns an und fragte, ob wir auch warten. Wir bejahten und sie ging einen Schritt zurück um nicht vorzudrängen. Wir haben oft solch höfliche Begegnungen erlebt. 
Maria war dran, sie kaufte dieses Gemüse und fragte, wie man das kochen müsste (immer mich als Dolmetscher an der Seite, der kaum Italienisch kann. Doch mit Händen und treffenden Worten haben wir uns bestens verstanden). Wir bezahlten und gingen weiter. Maria fragte mich, ja aber wie zubereiten, was isst man, was schneidet man weg. Der Verkäufer hatte mittlerweile eine andere Dame bedient. Wir sind zurückgegangen und der Verkäufer schaute uns an. Ich stellte dann mit Handzeichen die Fragen, die Maria gerne beantwortet hätte. Er lächelte uns zu, nahm das Gemüse aus der Tasche und schnitt das Überflüssige weg. Er sagte noch, dass es mit einer Zitrone im Kochwasser besser sei und schenkte uns noch zwei Zitronen. Die andere Dame lächelte uns verständnisvoll zu und war auf keine Art verärgert, dass er sie einen Moment stehen liess. Wir bedankten uns bei allen herzlich. 

 

Übrigens, das Gemüse passte uns nicht so. Es hatte einen leichten Artischockengeschmack, was ich sehr gerne habe. Doch das Ganze war so sehr bitter, dass wir - wohl das erste und einzige Mal - das Gemüse nicht aufgegessen haben. Vielleicht haben wir zu wenig weggeschnitten oder zu wenig lange gekocht. Wie dem auch sei, wir werden das wohl nie mehr kaufen. 











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