Valle d'Itria, Ostuni, Olivenhaine, Cisternino bis zu den Trulli in Alberobello

Das Valle d'Itria faszinierte und beeindruckte uns in vieler Hinsicht. Ein Tal, besser gesagt eine Vielzahl von Tälern auf einer enormen Fläche längs zur Adria. Da gibt es Olivenhaine mit hunderten alten Olivenbäumen. Jeder Baumstamm fasziniert und könnte wohl spannende Geschichten erzählen. Wenn man durch die Gegend fährt sieht man auch junge Plantagen. Nebst Oliven hat es auch gepflegte Weinberge und dazwischen findet man Gemüsebau, diese jedoch auf eher kleineren Flächen. 



Wir haben drei Tagesausflüge durch die Region gemacht und vier Orte besucht. Alberobello, das Herz der Trulli, Martina Franca, Cisternino und Ostuni. 

Der erste Ausflug führte uns nach Alberobello. Das Trulli-Quartier zählt seit 1996 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Ich habe im Internet recherchiert und immer gehofft, einen vertrauenswürdigen Artikel zum Ursprung der Trulli zu finden. Ich fand allerlei, denke jedoch, dass der Ursprung dieser Häuser aus dem 14. Jahrhundert zur Lagerung von Lebensmitteln diente. Mit der Zeit wurden diese Bauten auch bewohnt, man erstellte einige Trulli als Gruppe zusammen. Das sieht man, wenn man durch das Land fährt. Traumhafte Liegenschaften die auch als Ferienwohnung vermietet werden. Ich fand auf mehreren Webseiten eine Geschichte, die der Wahrheit entsprechen könnte. Das Königreich Neapel zog Steuern für Häuser ein. Dem Grafen von Conversano wurde ein Gebiet zugeteilt. Um die Steuern zu umgehen ordnete er den Bewohnern, vor allem den Bauern dieser Region an, Trulli zu bauen. Die runden Häuser werden in Trockenbauweise gebaut. Wenn die königlichen Steuereintreiber kamen, konnten bei den Häusern die Dächer und ein Teil der Mauern einfach abgebaut und nachher wieder aufgebaut werden. Es handelte sich also um mehr oder weniger temporäre Bauten, die kurzfristig abgebaut und nachher wieder aufgebaut werden können. Folglich waren es nicht Häuser die permanent bewohnt waren. So konnten sie die Bezahlung der Steuern ersparen. Im letzten Jahrhundert wurden diese Häuser auch als "Arme-Leute-Häuser" belebt. 


Martina Franca war die nächste Ortschaft, welche wir besuchten. Nach Lecce ist es eine weitere Barockstadt in Apulien. Wir spazierten durch die engen Gassen. Zum Glück begleitete uns MapsMe, ein Stadtplan auf meinem Mobile. So konnten wir immer wieder sehen, wo wir uns befanden. Eine Besonderheit dieser Stadt ist die Piazza Maria Immacolata mit dem geschwungenen Arkadengang


Am darauffolgenden Tag, am 25. April, am Tag der Befreiung Italiens, haben wir Cisternino besucht. Leider haben wir uns nicht darauf geachtet. Wir stellten fest, dass es viele Menschen hat und sogar die Stadtmusik von Cisternino vor der Kirche auf ihren Auftritt wartete. Die weisse Stadt hat uns ausserordentlich gefallen. Da wir am selben Tag noch Ostuni, die touristisch bekannteste weisse Stadt besuchen wollten, verbrachten wir nur eine gute Stunde in den Gassen. Sehr gepflegt, eng und verwinkelt, mit Blumen und Schriftmotiven geschmückt. Gerne hätten wir noch auf dem Platz beim Glockenturm (der leider von Gerüst verdeckt war) einen Apéro genossen. Doch anstelle eines Apéros hat Maria ein Paar Schuhe gefunden. Ein traditionelles Geschäft, wo im Geschäftsraum hinten noch Schuhe hergestellt und repariert werden. Ich gehe davon aus, dass uns der Geschäftsinhaber persönlich bediente, mit Charme und nur gegen Barzahlung. Den Schritt zur elektronischen Kasse wird er wohl nie machen. 





Ostuni ist touristisch gesehen die wichtigste Stadt. Sie wird die weisse Stadt genannt. Schon vom Meer her sieht man von sie weitem. Je näher man fährt, umso eindrücklicher die Kulisse. Dia Bauvorschrift ist klar, alles in Weiss. Touristische Dreiradfahrzeuge warten schon beim grossen Parkplatz vor der Altstadt auf Gäste. Entlang der Gassen hat es unzählige Souvenirläden und Restaurants. Dass sie die Altstadt gut unterhalten haben wir auch feststellen können. Zwei Bilder bezeugen das. 
Von weitem sticht die weisse Farbe extrem hervor. In der Stadt selber ist es recht weiss. Wenn wir Ostuni mit Cisternino vergleichen, sehen wir den Vergleich von Bern und Murten. Cisternino hat uns vom Stadtbild als Ganzes und den gepflegten Gassen doch besser gefallen. Vielleicht wird es auch «Klein Ostuni» genannt?

Die Geschichte von Ostuni ist lange. Ich hebe nur eine Epoche hervor. Isabella von Aragon war von 1494 bis 1499 Herzogin von Mailand und ab 1499 Herzogin von Bari. Sie starb 1594. Sie hat ihrer Tochter, Bona Sforza, Ostuni als Mitgift geschenkt. Bona Sforza war die zukünftige Frau von Sigismund I, dem König von Polen. Sie hat Ostuni frei und grossherzig geführt. Sie liess viele Türme als Schutz gegen befürchtete Angriffe am Ufer des Meeres bauen. Diese Türme waren immer besetzt und mit Leuchtfeuer miteinander verbunden. 








In der Region blühen zurzeit viele, teils sehr grosse Judasbäume. Sie können bis 10 Meter hochwachsen. In einer Stadt wurden sie sogar als Alleebäume gepflanzt. Diese Bäume erinnern mich immer wieder an meinen Vater. Er hatte im Blessonay am Bord westlich des Hauses einen kleinen Judasbaum. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Bäumchen für ihn eine Bedeutung hatte. Ich habe nachgelesen, dass der Name dieses Baumes an den Apostel Judas Ischariot erinnert. Dieser soll sich, nachdem er Jesus verraten hat, an einem solchen Baum erhängt haben.
Gerne erinnere ich mich auch an dieses Bord. Ich durfte zwei Mal im Jahr mit der Sense das Bord mähen. Es hatte nebst dem Judasbaum immer einige Akelei. Ich mähte vorsichtig, damit diese nicht verletzt oder geschnitten wurden. Meist mähte ich bei gutem Wetter. Ich schwitzte rasch, wetzte die Sense zwischendurch und genoss ab und zu einen Schluck Bier aus der Flasche, die im Schatten bereitstand. 




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