Von Hameln durch die Lüneburger Heide bis Hamburg

Hameln, eine wunderschöne und gepflegte Altstadt die mir aus der Kindheit bekannt war, doch weshalb? Der Aha-Effekt erfolgte rasch; der Rattenfänger von Hameln. Die Gebrüder Grimm haben die Sage aufgenommen und darüber ein Märchen geschrieben. Dass in Hameln eine Rattenplage herrschte ist nachweisbar, dass einem Rattenfänger ein Auftrag erteilt wurde ist nicht belegt und ist eine Sage. Dass im 13. Jahrhundert Kinder im Rahmen deutscher Ostkolonisation ausgewandert sind ist sehr wahrscheinlich. Diese beiden Inhalte werden im Märchen zusammengefügt. 


In Hannover wollten wir zwei Wochen verweilen. In meinem Bericht "Wohnsitze IV" habe ich festgehalten, wieso wir schlussendlich nur eine Woche dort verbrachten. Wir haben einen Tag in der Altstadt und einen Tag in den Herrenhäuser Gärten verbracht. Der Tagesausflug zum Schloss Marienburg war etwas Besonderes. 

Die Altstadt ist vom zweiten Weltkrieg arg bombardiert worden. Viele historische Gebäude wurden durch moderne Liegenschaften ersetzt. Einige konnten wiederaufgebaut werden. Das Rathaus ist sehr eindrücklich. Wir haben den Lift auf den Turm genommen und eine schöne Rundsicht über Hanover genossen. 

Die Herrenhäuser Gärten sind einfach fantastisch. Die Dimension, die Blumenpracht, die Vielseitigkeit verschiedener Gartenanlagen so etwas findet man wohl kaum anderswo. Das Schloss Herrenhausen wurde im zweiten Weltkrieg sehr stark zerstört. Es wurde nach alten Plänen wieder aufgebaut und beherbergt heute eine interessante Ausstellung über die Königshäuser der Welfen und Grossbritannien. Niki de Saint Phalle kreierte in der Anlage eine Grotte die uns sehr angesprochen hat. 


Das Schloss Marienburg ist eine Perle. Es wurde nie ganz fertig gebaut. Da sind Bereiche, wo Fenster noch mit Brettern zugenagelt sind. Hier sind die Räume noch im Rohbau. Wir haben eine Führung gebucht und viel zur Geschichte des Schlosses, aber auch über das Adelsgeschlecht der Welfen erfahren. König Georg V. von Hannover schenkte dieses Schloss seiner Gattin, Königin Marie, zum 39. Geburtstag. Preussen annektierte Hannover im Jahr 1866 und Georg V. zog mit seinem Sohn und einer Tochter nach Wien ins Exil. Der erblindete König wohnte nie in diesem Schloss. Seine Frau bewohnte ihr Traumschloss während einem guten Jahr zusammen mit ihrer Tochter Marie. Nachdem die Preussen beorderten, dass ihr "Dienervolk" preussisch gekleidet sein muss, hielt sie es nicht mehr aus und zog zu ihrem Mann nach Wien ins Exil. 

Eine sehr eindrückliche Bibliothek mit Rundtisch in der Mitte, damit man immer richtiges Licht zum Lesen hat.


Wir haben den Barfusspark in der Lüneburger Heide besucht. Das ist so richtig lustig und mein Vater hätte sich da wohl gefühlt. Die Besucher ziehen ihr Schuhwerk aus, schliessen es in einem Fach ein und wandern eben barfuss durch den Park. Ein eindrückliches Erlebnis. 


Endlich besuchten wir Hamburg. Maria war vor etwa 30 Jahren einmal hier und drängte schon lange, diese Stadt zu besuchen. Nun haben wir es geschafft und wir sind beide sehr begeistert. Wir hatten Gelegenheit, viele Orte und Plätze ohne Stress zu besuchen. Eine besonders schöne, lebhafte und spannende Stadt. Die für uns eindrücklichsten Orte halte ich hier gerne fest. 

Wir haben nach dem Besuch des eindrücklichen Rathauses eine Hafenrundfahrt genossen. Die Hafenanlagen sind gepflegt, übersichtlich und auf dem Wasser spürt man die Ferne. Die Stapel von Containern und all die Krane, da kommt man aus dem Staunen und Träumen kaum heraus. 

St. Pauli, wenn man schon in Hamburg ist... wir waren kurz dort und nahmen einen Eindruck mit. Die Speicherstadt ist ein architektonisches Wunderwerk. Da könnte man lange Zeit einfach auf und ab spazieren. Daneben steht die Elbphilharmonie, die man am liebsten tausendmal fotografieren würde. Leider wurden während unserem Aufenthalt keine Führungen angeboten. Doch wir konnten mit der längsten Rolltreppe Europas auf die Besucherplattform und genossen eine tolle Rundsicht. Das Bauwerk ist schlicht phänomenal. 


Das Mahnmal St. Nikolai geht einem unter die Haut. Wir haben den Lift nach oben genommen und die Aussicht genossen und wir haben uns viel Zeit genommen, das Museum zu besuchen. Der zweite Weltkrieg wird hautnah vor Augen gestellt, die Zerstörungswut der Nazi, das unvorstellbare Leid auf beiden Seiten erhält man beim Anblick der Fotos und Gegenständen und bei den Erklärungen zu spüren... und es ist brandaktuell, wenn man Richtung Osten schaut wo Putin seit dem 24. Februar 2022 im Nachbarland Ukraine wütet. 

Die englische Stadt Coventry wurde 1940 massiv bombardiert und praktisch unbewohnbar gemacht. Die Nazi-Propaganda schuf den Begriff «coventrieren», wenn sie Städte aufs massivste bombardierten. 

Da gibt es heute Menschen die sich Staatsmänner nennen aber von der Geschichte nichts gelernt haben und weder Respekt noch ein Gewissen der Menschheit gegenüber haben. Ob Putin bei seiner weiteren planlosen Zerstörung ukrainischer Städte, zivilen Einrichtungen, Kulturanlagen etc. seinen finanziell abhängigen Marionetten unter seiner Fuchtel von einem «mariupolieren» spricht? Es ist einfach grässlich wie der Kreml sein Volk belügt. Russland ist auf dem Weg sich zu isolieren und ein zweites Nordkorea zu bilden. Doch die russische Bevölkerung wird eines Tages realisieren was wirklich geschah und Putin der Grosse wird von einer neuen Bewegung «Bolschewisten» in die Wüste geschickt werden. Je früher umso lieber. Er hat genug Leid angerichtet. 


Einige Eindrücke zur Schifffahrt. Wir haben den ältesten noch in Betrieb stehenden 2'000 PS starken Eisbrecher Stettin (der pro Stunde eine Tonne Kohle "frisst") und das Segelschiff Rickmer Rickmers von innen und aussen bewundert. Es ist grandios, was unsere Ahnen bauen konnten.

Der fast 430m lange Elbtunnel, welcher 1911 eröffnet wurde ist ein ganz besonderes Bauwerk. Elbstrand, Eisbrecher, alte Segelschiffe bis zu einem Hauch Italien 😊... man ist in Hamburg einfach in einer anderen Welt. 

Die Hauptkirche St. Michaelis ist ein Segen. Wenn man in die Kirche tritt und im weiten Raum in Weiss steht fühlt man die Ruhe. Das Orgelspiel dazu bringt einem zum Träumen und weckt Erinnerungen verschiedenster Art. Die riesige Krypta ist nicht unbedingt schön, aber die Geschichte dazu ist sehr eindrücklich. Die vier Tage, welche wir durch Hamburg spazierten, bleiben unvergesslich und schön. Wir haben zig-Tausend Schritte gemacht und da ist es nachvollziehbar, dass wir den Lift auf den Turm der St. Michaeliskirche genommen haben. Die Rundsicht ist auch von hier her sehr schön. 

Bevor wir die letzte Fähre zur Rückfahrt genommen haben sind wir doch noch einmal auf die Aussichtsplattform der Elbphilharmonie gegangen um uns für dieses Mal von Hamburg zu verabschieden.  



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