Dinan - Fougères - bis Paimpol, Bretagne

Dinan ist wirklich eine Trouvaille, wir waren so begeistert von dieser historischen und heimeligen Stadt, dass wir unseren Aufenthalt gleich um 10 Tage verlängerten. Manchmal ist es schon lustig, wie sich die Ortswahl ergibt. In Saint-Malo oder der Küste entlang habe ich bei intensiver Suche keine Unterkunft, welche unserem Budget entspricht, gefunden. So bin ich auf Dinan gekommen - welch ein Glücksfall. Im Nachhinein habe ich verstanden, weshalb in Saint-Malo kaum Wohnungen frei waren. Die alle vier Jahre stattfindende Regatta "Route du Rhum" fand in dieser Zeitspanne statt. Ich berichte später darüber. 


Von Granville her nach Dinan haben wir einen Zwischenhalt in Fougères gemacht. Es war Markttag, es herrschte reger Betrieb. Die Stadt ist sehr eindrücklich. Fougère heisst auf Deutsch Farn. So ist es nachvollziehbar, dass im Wappen zwei Farne sind. Ich stelle mir vor, dass ein Farn für die Stadt steht, die andere für die eindrückliche Burg am Hang vis-à-vis. Farn ist ein Gewächs, das mich immer sehr fasziniert, einerseits die ausgeglichene, symmetrische Form und andererseits, dass Farn keine Blüten aber immer ein sattes Grün hat. An der Unterseite bilden sich Sporenkapseln, welche die Samen bei entsprechender Reife auswerfen. 



Auf der grösseren Anhöhe befindet sich die schöne Stadt mit Kirche, Rathaus, Marktplatz und viele schöne Geschäfte. Auf der anderen Seite des Nançon ist die Schlossburg mit einer gut erhaltenen Ringmauer und vielen Türmen. Vom Schloss selber ist nur wenig übrig. Nach drei geschützten Eingangspforten befindet sich eine grössere Fläche. Bei Gefahr konnten die Bürgerinnen und Bürger dort Schutz finden. Schon ab dem 13. Jahrhundert galt Fougères als Tor zur Bretagne. Die französischen Könige schielten immer wieder in diese Richtung bis der 100-jährige Krieg von 1337 bis 1453, auch als anglofranzösischer Konflikt bekannt, dem französischen Königshaus den Sieg bescherte und England sich vom europäischen Festland zurückziehen musste. Einzig Calais blieb bis 1558 in englischem Besitz. Vor den Mauern der Schlossburg ist die "Èglise Saint-Sulpice" mit einer faszinierenden, wunderschönen Holzverkleidung, was ich bis heute noch nie in diesem Ausmass gesehen habe. 


Dinan, wie schon angetönt, eine historische Stadt, in welcher wir uns beide sehr wohl gefühlt haben. Am Morgen, wenn ich zur Bäckerei ging um frisches Brot zu kaufen, war es öfters leicht neblig. Die Gassen halbleer und entsprechend ruhig. Viele sehr gepflegte Geschäfte bieten nebst Lebensmittel, Kleider, Souvenirs auch viele lokale Spezialitäten an. Es beherbergt eine grosse Anzahl Kunstgalerien und Künstlerateliers. So gegen Mittag belebt sich die Stadt mit Touristen von nah und fern. Eine kilometerlange Mauer umgibt die Stadt mit dem einfachen, aber besonderen Schloss. Auf dem Weg hinunter zur Rance, wo sich ein malerischer Hafen mit einer pittoresken Häuserzeile befindet, hat es etliche sehr schöne Fachwerkhäuser. Während unserem Aufenthalt haben wir drei Mal eine Wanderung der Rance entlang, zweimal bis Léhon mit seiner Abtei, gemacht. Vom 14. bis zum 18. Jahrhundert haben vor allem Tuchweber und Gerber die Stadt zum Blühen gebracht. Der Flussweg für jeglichen Flusstransport von Saint-Malo her, war unter Kontrolle der Stadt. Mit dem Einzug der Eisenbahn verlor der Flussweg die für Dinan wichtige Bedeutung. Die knapp drei Wochen werden uns immer in bester Erinnerung bleiben. 


Die Abbaye de Lehon erreicht man nach einer kurzen Wanderung von Dinan her. Anschliessend der Rance nach zurück zum Hafen von Dinan und hoch zur Stadt. Ein herrlicher Wanderweg, den wir gleich zwei Mal unter die Füsse genommen haben. 



Saint-Malo haben wir während eines Tagesausflugs via Cancale besucht. Die alle vier Jahre stattfindende Regatta fand gerade in diesem Zeitraum statt. Um den Hafen war ein geschlossenes Gelände, wo man die über 100 Segeljachten, Katamaranen etc., welche am Rennen teilnahmen, besichtigen konnte. Wie an einer Gewerbeausstellung hatte es unzählige Zelte mit Firmen, welche Produkte der Branche anboten. Ein grösseres Zelt ist wohl immer Guadeloupe gewidmet. Dort gab es touristische Informationen und Spezialitäten aus dem Französischen Departement/Region Übersee zu kosten. Es versteht sich, Rhum in allen Varianten. Wir haben vernommen, dass es abends ein Lichtspektakel gab. So sind wir den ganzen Tag durch die Gassen und über die Mauern der Altstadt gewandert, genossen eine feine Galette und fuhren erst nach dem Lichtspektakel wieder nach Dinan zurück. Eine sehr schöne Stadt und Region. 



An einem Tagesausflug mit der Bahn haben wir an einem Samstag Rennes besucht. Die Hauptstadt der Bretagne hat einen Besuch verdient, doch viel zu berichten haben wir nicht. Die Fahrt mit der Eisenbahn war angenehm und die Stadt war rasch besichtigt. 


Burg Comburg, eine faszinierende Burg mit vielen Geschichten, Märchen und Sagen. Während der Führung wurde über etliches berichtet, bis hin zu einem Vorbesitzer, der in einem Krieg sein Bein verlor und sich dadurch mit seinem Holzbein gut hörbar fortbewegte. Nach seinem Tod hörte man lange noch das "tock-tock-tock" in gewissen Nächten. Es sind auch die Gebeine einer Katze zu besichtigen, die beim Bau eingemauert wurde. Das war in dieser Zeit üblich und soll anscheinend nach ihrem damaligen Glauben die Liegenschaften vor Einsturz schützen.  


Von Dinan her haben wir uns nach Saint-Brieuc verschoben. Auf dem Weg besuchten wir Quintin. Eine viel beworbene historische Altstadt. Wir haben uns etwas mehr davon versprochen. 



Saint-Brieuc ist eine Hafenstadt, die keinen schönen Altstadtkern hat. Im Museum für Kunst und Geschichte habe ich mit dem Kassier etwas diskutiert. Die Stadt wurde während dem zweiten Weltkrieg nicht gross beschädigt. Doch im Wandel der Zeit wurden viele Fachwerkhäuser niedergerissen und mit modernen Bauten ersetzt. Man kann es vergleichen mit vielen Städten in der Schweiz, welche seinerzeit Ringmauern hatten. Diese hatten im 20. Jahrhundert oft keine Funktion mehr und so wurden sehr viele einfach abgerissen um an dieser Stelle Wohnhäuser zu bauen. Anderer Vergleich, die Stadt Aventicum, als die Römer weggezogen sind, wurden die Mauern abgerissen und die Steine für Neubauten genutzt. Die Abbatiale de Payerne ist ein lebendiges Beispiel dafür. 



Binic, nahe von Saint-Brieuc, ein malerisches Hafenstädtchen. Auf der Schleuse sieht man eindrücklich links die Ebbe mit liegenden Booten und rechts mit immer schwimmenden Booten. 


Hillion; Naturschutzreservat bei Saint-Brieuc, wo Zugvögel gut beobachtet werden können. 


In Saint-Brieuc haben wir das Maison Saint-Yves besucht. Früher eine Ausbildungsstätte für angehende Priester. Heute ist es noch Bischofssitz. Wir hatten das Glück, an einer Führung teilnehmen zu können. Eine Stunde war angesagt, zwei Stunden dauerte diese. Es war jedoch sehr interessant, dieses neo-bretonische Art-Déco-Beton-Bauwerk aus dem 20. Jahrhundert mit Insiderinformationen erleben zu dürfen. Das Bauwerk hat viele Keltische und Bretonische Elemente. Es sind kaum Figuren zu sehen, es sind fast ausschliesslich geometrische Figuren in allen Varianten und verschiedenen Farbkombinationen zu sehen. In der Kapelle sind die Bänke vor allem längs gestellt. Es soll damit symbolisch das Herz der Kirche darstellen. Ganz hinten hinter einem faszinierenden Gitterwerk hat es wenige Bänke die quer stehen. Der Kreuzgang längs der Kapelle ist ohne jede menschliche Figur. Es sind nur geometrische Figuren, die gegenseitig in der Form gleich sind, die Farbzusammenstellung ist jedoch anders gewählt. Im Hintergrund ist in einem gefühlsvollen Blau mit angedeuteten Fischen das Wasser, welches auf den Kreislauf deuten soll, angebracht. Das Ganze soll nicht bildlich festgehalten werden und aussagen, so ist es. Es soll den Kreuzweg suggerieren und eigene Interpretationen erlauben. Für die zwölf Apostel sind wohl die Namen zu lesen, doch es hat weder ein Bild noch eine menschliche Figur dazu. Vier Apostel im Fenster sind mit einem Löwen, Engel, Bullen und Adler festgehalten. Der Bau wurde 1927 abgeschlossen. Die Einrichtung, Mosaike und die Bemalung wurden von verschiedensten Künstlern, auch aus Italien kommend, ausgeführt. Erst 1929 konnte die Kapelle fertiggestellt und übergeben werden. Ein faszinierendes Bauwerk in Form und Ausführung. 

Rechts im Bild: In der Krypta hat es ein Gemälde mit menschlichen Figuren. Auf der rechten Seite beginnt der Garten Eden und auf der linken Seite endet es mit Jesus und Kreuz.


Eine Küstenwanderung zum Cap Fréhel haben wir am Sonntag, 6. November genossen. An diesem Tag war der Start der "Route du Rhum" ab Saint Malo und wir erhielten die Mitteilung, dass man die Segelboote von dieser Halbinsel her sehr gut beobachten kann. Gemäss Informationen wurde uns eine Wanderung an diesem Tag eher nicht empfohlen, da es einerseits tausende Zuschauer vor Ort habe und es nicht einfach sei, Parkplätze zu finden. Maria mag solche Anlässe. Folglich packten wir unseren Rucksack und haben die Unterkunft früh morgens verlassen. Um 10°°Uhr waren wir schon vor Ort und fanden rasch einen Parkplatz. Wir sind der eindrücklichen Küste nach zum Leuchtturm Fréhel gewandert. Zu unserer Überraschung waren nicht so viele Menschen vor Ort. Strassenzüge waren wohl mit Parkverbot etc. beschriftet und eine Shuttlebus-Haltestelle war bereit. Menschen hatte es jedoch kaum. Wir genossen die Landschaft, eine Gruppe öffnete Austern und prostete sich mit einem Glas Weisswein zu und wir öffneten unseren Rucksack und knabberten Mitgenommenes. Um 13:06, der Startzeit hatte es immer noch nicht viele Zuschauer. Wir warteten eine weitere halbe Stunde und sahen keine Rennboote. Da sass ein Fotograf, der auch schon lange an einem Platz bereit war. Ich fragte ihn, ob wohl die Segelschiffe bald kommen würden. Er lächelte mir zu und sagte, dass der Start auf Mittwoch verschoben wurde. Er sei auch wegen der Boote gekommen, fotografiere nun halt einfach die Vogelwelt. 

Nachvollziehbar, ein bisschen enttäuscht, so besuchten wir noch das Fort Latte in der Nähe. Das war zwar wegen des Rennens geschlossen. Wunderschöne Aufnahmen konnten wir trotzdem - halt nur von aussen - machen.  

In Frankreich ist mir so etwas schon einmal passiert. Als ich etwa 22 Jahre alt war, bin ich am 14. Juli nach Paris gereist um die Parade zu erleben. Man sagte mir, dass ich früh an der Champs Elysee sein müsse, sonst würde ich keinen Platz finden um etwas zu sehen. Ich war um 06°°Uhr vor Ort...  wohl der einzige Zuschauer. In diesem Jahr wurde die Parade auf einer anderen Strasse in Paris durchgeführt 😄.


In Paimpol, einer kleinen Küstenstadt, machten wir einen weiteren Halt. Mit Dinan nicht zu vergleichen, aber eine Kleinstadt mit Charme. Für unsere vorgesehenen Ausflugsziele ein idealer Standort. 

Bild rechts aussen: Vollmond über den Masten.

Pointe de la Trinité mit grosser Austernzucht, wie man es vielerorts sehen kann. 


Die Pointe de Bilfot ist unter vielen anderen ein eindrückliches Wandergebiet der Küste entlang. 


Die Abbaye de Beauport wurde 1202 von Alain de Goëlo, Graf von Penthièvre gegründet. Schon bei ihrer Gründung erhielt die Abtei viele Spenden in Form von Ländereien, Rechten und Privilegien. Es wurde eine wahre Klosterherrschaft. Die Chorherren hatten beträchtliche Einnahmen durch Verpachtung, Lizenzen und Handelsbeziehungen zu Land und See. Im 16. Jahrhundert verfiel die florierende Zeit. Die erfolgreiche Reformation brachte durch neue Disziplin einen Aufbruch. Gebäude wurden restauriert und die Gärten neugestaltet. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Regeln und die Disziplin vernachlässigt und mit der Revolution endete das Klosterleben. Seit 1992 ist die Abtei der Öffentlichkeit wieder zugänglich. Ein spannender Rundgang mit unendlich vielen Fotosujets in die Vergangenheit. Eine interessante digitale Präsentation des früheren Klosterlebens rundet den Besuch ab. 

Mitte: Vor den Toren der Abtei liegt ein Mönch im Meer. Der Kopf mit Nasenspitze, Bauch, Knie und Zehe 😉


Einen ganzen Tag verbrachten wir auf der Île de Bréhat. Ein Schiff führte uns auf die zweiteilige Insel. Wir sind über 10 Kilometer der Küste nach gewandert und bewunderten die verschiedensten Steinformationen, das endlose Meer und die Vegetation auf der Insel.  

Bei der Ankunft (links) konnten wir im Hafen aussteigen. Bei der Abfahrt wurde zum Einstieg der Steg aufgrund der Ebbe 300m im Meer hinaus genutzt. 


Sillon de Talbert ist eine Landzunge, die sich vor 6'000 Jahren durch die entgegenlaufenden Strömungen der beiden Flüsse Trieux und Jaudy natürlich gebildet hat. Auf der eindrücklichen, über drei Kilometer langen Landzunge, kann man bei Ebbe wandern. Es ist schon faszinierend zu sehen, wie sich das Meer meterweise zurückzieht und anschliessend wieder hochkommt. 






À bientôt sur la côte ouest de la Bretagne

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