Vannes, Carnac bis La Rochelle


Auf der Fahrt von Concarneau nach Vannes haben wir gleich zwei Ortschaften besucht. Zuerst das kleine Pont-Aven. Ein schmuckes, malerisches Örtchen, durch welches die rassige, noch schmale Aven fliesst. Neben der grossen Brücke über dem Wasser ist wohl die schönste Toilette Frankreichs, Maria kann das bestätigen. Es ist nachvollziehbar, dass sich eine Gruppe Künstler Ende des 19. Jahrhunderts um Paul Gauguin bildete und dem Impressionismus Gestalt gab. Anschliessend besuchten wir noch Hennebont. Ursprünglich eine befestigte Stadt am Blavet. Johanna von Flandern floh 1342 im Erbfolgekrieg der Bretagne in die Stadt und ging sogar siegreich hervor.

Rechts & Mitte: Die wohl schönste Toilette in Frankreich - über der Avon! 

Unten: beide Fotos rechts, Hennebont


Vannes, eine gut erhaltene Stadt mit einem eindrücklichen Schloss, schönen Gärten längs der teils sehr gut erhaltenen Ringmauer und dem Fluss Marle, welcher der Stadt zusätzlich Schutz gibt. Im Anfang des 9. Jahrhunderts lebte der Graf von Vannes hier und gilt vielen Bretonen als der erste König der Bretagne. Die Stadt war von 1940 bis 44 von der Wehrmacht besetzt. Mit über 50'000 Einwohnern ist Vannes gross, doch die Altstadt hinter der Ringmauer, ihrer "Église Saint-Patern" und der grossen Anzahl verschiedensten Fachwerkbauten ist ein Bijou. Sie liegt nördlich des Golfs von Morbihan und ist ideal als Ausgangspunkt, um die spannende Region entdecken zu können. 



Carnac ist mit den über 3'000 Menhire, welche zu Steinreihen gruppiert sind, sehr bekannt. Ein mystischer Ort mit Steinen, soweit das Auge reicht. Was die genaue Funktion dieser Steine war wird wohl ein Rätsel bleiben. Spannend ist es alleweil. Übrigens werden Menhire auch Hinkelstein genannt, Asterix lässt grüssen. In der Nähe von Carnac ist Saint-Colomban, ein kleiner schön gepflegter Weiler mit typischen, ursprünglichen Häusern. Die Kapelle, welche um 1600 gebaut wurde ist mit der Einrichtung und dem natürlichen Boden etwas ganz Besonderes und Bewegendes. 


Einerseits die schlichte Kirche in Saint-Colomban mit Naturboden und alter Zeichnung mitten in der Natur.
Andererseits die eindrücklich & prächtig ausgestattete Kirche in Carnac, drei Kilometer entfernt.

Nebst Menhiren und Steinreihen hat es auch viele Dolmen. Zwei davon haben uns besonders beeindruckt. Einerseits der Dolmen Er-Roc'h-Feutet in Kerguéarec und der Dolmen de Kerno auf der "Île aux Moines". 

      Dolmen Er-Roc'h-Feutet




Auf der Île-aux-Moines haben wir eine wunderschöne ausgiebige 10 Kilometer lange Wanderung gemacht. Am Schluss genossen wir einen Apéro am Hafen, bevor uns die Fähre wieder auf das Festland brachte. 



Auray, ein kleines hübsches Städtchen, welches an beiden Ufern der Auray liegt, beherbergt nebst einem kleinen Hafen, eine Brücke aus dem 15. Jahrhundert, welche die beiden Stadtteile verbindet. 


Auf der Fahrt nach Nantes haben wir bei Saint-Nazaire, in Saint Marc sur Mer einen kleinen Fotohalt gemacht. Ich als begeisterter Bewunderer von Jacques Tati, musste doch kurz sehen, wo er den Film "Les Vacances de Monsieur Hulot" gedreht hat. Weitere Filme wie "Mon Oncle" und "Jour de Fête" bleiben einzigartig. Es wird kaum gesprochen. Die lebenden Bilder sprechen für sich. 

                                              Quelle Bild links: https://www.lerecit.fr/film/mon-oncle/


Nantes selber hat uns überrascht. Eine grosse, gepflegte und schöne Stadt. Das gut erhaltene Schloss beherbergt das Museum der "Ducs de Bretagne". Das Museum ist so spannend, dass wir knapp drei Stunden von Raum zu Raum gingen, um die Gebäude und über die Mauern flanierten. Die Weihnachtsmärkte waren schon in Betrieb, so "gwunderten" wir uns durch die Häuschenreihen. Übrigens fand an einem Abend gerade das Spiel der WM Spanien gegen Marokko statt. Den Trikotfarben nach sind wir davon ausgegangen, dass Spanien das Spiel gewonnen hat. Im Hotel angekommen wurden wir eines Besseren belehrt. Marokko hat überzeugend gewonnen. Gerne hätten wir "Les machines de l'Île" besucht. Leider ist dieses Highlight während dem Winter nur an Wochenenden offen. Anstelle besuchten wir das alte, kleine und malerische Fischerdorf Trentemoult mit der Fähre. 

Die bekannte Biscuits-Fabrik LU hat ihre Wurzeln 1846 hier in Nantes von J.R. Lefèvre geschlagen. Nach der Heirat mit P.I. Utile wurde die Bäckerei in "Pâtisserie Lefèfre Utile" kurz LU, umgetauft.  


In Montaigu haben wir einen kurzen Halt gemacht um das Kleinstädtchen zu besuchen. Wir sind bei der Touristeninformation angekommen und ich fragte, wo das Schloss sei. Ich erhielt eine lächelnde Antwort: "gleich hinter Ihnen". 


Nach diesen befrachteten Tagen des Entdeckens und Reisens sehnten wir uns nach etwas Erholung. So ging es weiter nach La Rochelle, wo wir eine Wohnung direkt am Meer gefunden haben. Die Stadt hat uns begeistert, so dass wir unser Auto wieder einmal ruhen lassen konnten. Vor den Römern besiedelten die Santonen, ein keltischer Stamm das Gebiet. Die Stadt wurde etwa im 10. Jahrhundert gegründet. La Rochelle entwickelte sich zum grössten Hafen Frankreichs am Atlantik. Während dem Hundertjährigen Krieg fand 1372 vor der Stadt eine Seeschlacht zwischen der englischen Flotte mit 40 Schiffen gegen die Flotte von Spanien und Frankreich mit 60 Schiffen statt. Die Stadt fiel an Frankreich und La Rochelle blieb bis ins 15. Jahrhundert der grösste Hafen Frankreichs. Die Reformation fand 1540 viele Anhänger. Von 1562 bis 1598 wüteten im Land die Religionskriege. 1572, nach dem Massaker von "Saint-Barthélemy" flohen viele Hugenotten nach La Rochelle, der reformierten Hochburg. Nach einem erneuten Angriff des Königs Ludwig XIII, geführt vom Kardinal Richelieu, wurde die Versorgung abgeschnitten und die Verteidiger mussten aufgrund einer Hungersnot kapitulieren. Ludwig XIII liess die Befestigungsanlagen zerstören. Die Türme blieben glücklicherweise verschont. Der "Tour Saint-Nicolas" vereinte eine Wohn- und Wehrfunktion. Vom "Tour de la Chaîne" aus wurden die einfahrenden Schiffe kontrolliert und Steuern wurden eingezogen. Später wurde der Turm auch als Pulverturm genutzt. Der "Tour de la Lanterne" diente ursprünglich als Schiffsentwaffner. Die Waffen der einfahrenden Schiffe wurden dort abgenommen und eingelagert. Bis 1468 wurde der Turm immer weiter ausgebaut und diente auch als Leuchtturm. Der 55m hohe Turm kann man von der Meer- oder Landseite her schon von Weitem sehen. 

Während der Kolonialzeit hatte der Hafen eine bedeutende Rolle für die überseeischen Beziehungen und den Sklavenhandel. Heute beherbergt La Rochelle vor allem ein riesiger Hafen für Freizeit. Auch die Fischerei ist noch bedeutend. 

Bestimmt hätten wir auch spannende Ausflüge machen können. Doch die Stadt hat uns so begeistert, sodass wir uns eben auf die Geschichte, die Sehenswürdigkeiten der Stadt und das aktuelle Leben konzentrierten. Küstenwanderungen von unserer Wohnung her gehörten auch zu unserer Erholung. 

Vielleicht waren wir nicht das letzte Mal in dieser Gegend 😊






Kommentare

  1. Hallo Ihr Lieben! endlich nehme ich mir etwas Zeit, an Eurer spannenden Reise wieder etwas teilzuhaben. Grossartig, wo Eure Reise Euch alles hinführt! da wäre ich oft gerne mit von der Partie. Ich wünsche für 2023 viel Freude, weite Reisen und vielleicht - so GOTT will - doch noch eine Fahrt nach dem immerhin nun wieder Covid-Reisen geöffneten China. Bleibt in GOTT behütet und gesegnet mit unzählichen schönen Tagen und Momenten, aus der Lenk - Theresa

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