San Sebastian, Bilbao, Gijòn und Santiago de Compostela

2016 war San Sebastian mit Breslau zusammen Europäische Kulturhauptstadt. Absolut verdient. Wir besuchten im selben Jahr San Sebastian und waren so begeistert, dass wir uns vorgenommen haben, diese Stadt einmal richtig zu besuchen. Das haben wir jetzt gemacht und die Begeisterung nahm nochmals ordentlich zu. 



Das Baskenland (Euskara, Webseiten enden mit .eus) liegt vor allem im Nordwesten von Spanien von San Sebastian bis Bilbao. Drei angrenzende Provinzen in Frankreich gehören ebenso dazu. Baskisch ist vermutlich die älteste gelebte Sprache von Europa. Knapp eine Million Menschen sprechen noch baskisch. Kultur und Tradition werden sehr gepflegt, wir durften das Fest "Santo Tomás", das immer am 21. Dezember gefeiert wird, miterleben. Die Bevölkerung zieht in lokaler Kleidung in die Stadt und die meisten Männer tragen eine Baskenmütze, bei uns Beret genannt. Es wird gesungen, getanzt und vor allem auch lokale Spezialitäten gegessen und getrunken. Viele Menschen haben eine Flasche Apfelwein in der Hand und schenken diesen, wie auch Wein, mit aufgestecktem Korken, der eine kleine, wohl handgemachte Öffnung hat, in die Gläser ein. Auf dem "Plaza Constitución" wird, so will es die Tradition, ein einjähriges in Aizarnazabal in Freiheit gezüchtetes 200kg schweres weisses Schwein, "Roxaito", präsentiert, welches sich von tausenden Blicken nicht aus der Ruhe bringen lässt.  





Das Fest kann man mit unserem ursprünglichen Martinsmarkt vergleichen. Da kommen die Pächter in die Stadt, bezahlen dem Landeigner die Miete/Pacht und nutzen die Gelegenheit, in der Stadt Notwendiges einzukaufen und Freunde zu treffen. Da wird auch gerne gut getrunken und gegessen, bevor man wieder zurück nach Hause kehrt. 

Die Weihnachtsdekoration im Park vor dem Rathaus ist sehr eindrücklich gestaltet. 

   Wo sonst auf der Welt wird man beim Coiffeur zu zweit bedient? Die Basken sind herzliche & offene Menschen. 


Ende des 12. Jahrhunderts beherbergte die Stadt San Sebastian (Donostia auf Baskisch) den zentralen Hafen für die Provinz. Zwei Jahrhunderte später wurde der wichtige Hafen nach Bilbao verlegt. Übrigens, die Hauptstadt vom Baskenland ist Vitoria-Gasteiz im Landesinnern. Das vom Golf von Biskaya beeinflusste Klima ist das ganze Jahr kaum unter 7° und kaum über 24°. So ist es nicht verwunderlich, dass man ab und zu auch Palmen sieht. 

Die baskische Küche ist sehr hochwertig und hat eine grosse Dichte an Michelin-Sterneköche. In der Altstadt hat es viele kleine Restaurants, welche Pintxos anbieten. Das sind kleine, feine und für das Auge schöne Häppchen in allerlei Zusammensetzung. Auf einem kleinen Stück Brot werden zum Beispiel Fisch, Fleisch oder auch vegetarische Produkte zusammengesteckt. Am liebsten möchte man unzählige davon probieren. 

Nun habe ich schon so viel über Donostia berichtet, es gäbe noch viel zu berichten. Über die Concha-Bucht, den Urgull-Hügel mit der Jesus-Statue, die verschiedenen Stadtviertel und seine Kirchen, bis hin zum Victoria-Eugenia-Theater. Oft haben wir den Bus in die Stadt genommen und sind durch die Gassen flaniert, genossen Apéros mit vielseitigen und köstlichen Pintxos. Die 10 Tage in Donostia sind für uns im Flug vergangen. 

Während dem 10-tägigen Aufenthalt haben wir vor allem die Stadt und das Leben vor Ort genossen. Die Quartiere, die Weihnachtsstimmung, das Fest und den Strand. Einen Tagesausflug haben wir nach Hondarribia gemacht. Eine Kleinstadt an der Grenze zu Frankreich. Wir sind über den Küstenberg, einem Jakobswanderweg, nach Hondarribia gefahren. Eine tolle Aussicht über das Meer, der Küste entlang und in die Pyrenäen hinein. Ab und zu sahen wir Jakobs-Pilger mit voller Ausrüstung. Die Altstadt fasziniert mit seinem Schloss und am anderen Ende, mit seinem Fischerquartier. 


Ein Blick von der Anhöhe des Pilgerwegs nach Hondarribia. Altstadt und unten, farbenfrohes Fischerquartier. 


Auf halbem Weg nach Bilbao machten wir jeweils einen kurzen Halt in Zarautz, Getaria und Zumaia. In Zumaia war gerade ein grosser Umzug. Da war eine kleine Gruppe Glockenmenschen, welche von einer riesigen Schar Kinder und einem Wagen, mit einem pfeifenrauchenden Mann darauf sitzend, welcher von einem Esel gezogen wurde, gefolgt. Sie gingen ans Ufer des Urola, wo ein kleines Boot ländete, und der Weihnachtsmann oder ein Heiliger empfangen wurde. Wir machten noch eine schöne Wanderung auf die Mole, bevor wir zum Apéro gelangten. 

Links; eine Art Mai-Singen der Kinder in Zarauz. Mitte & Rechts; Empfang & Ankunft des Heiligen in Zumaia. 


Bilbao, eine Stadt die ich schon seit meiner Kindheit zu besuchen wünschte. Da ich keine Wohnung in der Stadt gefunden habe, entschlossen wir uns, für drei Nächte in einem Hotel an zentraler Lage zu logieren. Wir sind mit der Standseilbahn auf den Artxanda gefahren und haben die Stadt und die Region von oben bestaunt. Die Altstadt ist sehr gepflegt, man fühlt sich in einer anderen Epoche. Die neue Stadt ist voll gespickt mit Sehenswürdigkeiten. Unsere Schuhsolen wurden strapaziert. Am 24. Dezember genossen wir ein Weihnachtsessen im Hotel Hesperia Bilbao. 


Rechts im Bild unser Hotel Hesperia mit bunten Fensterreihen, diese Adresse ist notiert. Da haben wir auch ein feines Weihnachtsmenu in sympathischer Ambiance und aufmerksamen Service genossen (Fotos unten). 

Das Guggenheim Museum zu besuchen stand seit 1997 auch auf meiner Wunschliste. Das Gebäude in der architektonischen Stilrichtung "Dekonstruktivismus", welche den Anspruch einer Ablösung der Postmoderne erhebt, ist sehr eindrücklich. Die darin ausgestellte Kunst, na ja, sagen wir, es hat durchaus sehenswerte Kunstwerke in der Dauer- und Wechselausstellung.  


Von Bilbao nach Santiago de Compostela sind es fast 600 Kilometer. So entschieden wir uns, auf halbem Weg einen Halt zu machen. Wir buchten ein Zimmer im Silken Ciudad Hotel in Gijón. Wir wurden mit einem Upgrade verwöhnt. Das Zimmer war im 5. Stock mit Sicht auf das Meer, einer Jacuzzi Badewanne (die wir zwar nicht benutzten) und einem sehr grossen Zimmer. Das passte uns sehr und ich fragte, ob wir das Zimmer zum selben Preis für eine weitere Nacht buchen könnten. Es wurde uns gewährt und so blieben wir eine Nacht länger als vorgesehen. Gijón ist eine touristisch interessante Stadt. Eine Stadt, die einen Besuch würdig ist. Die römischen Thermen, der Palacio de Revillagigedo und die Batterie von Santa Catalina mit dem Kunstobjekt von Eduardo Chillida. 





Alle Wege führen nach Rom, doch alle Jakobswege führen nach Santiago de Compostela. Eine eindrückliche und faszinierende Stadt. Das Wetter war nicht optimal. Für Ausflüge in der Region waren wir weniger motiviert. So haben wir uns auf die Altstadt konzentriert. Zwei ganze Tage regnete es ununterbrochen und wir verbrachten die Zeit in der Wohnung. Die übrigen Tage sind wir durch die Gassen der Altstadt flaniert, haben die Kathedrale gleich drei Mal besucht. Beim ersten Besuch hatten wir das Glück, noch durch die heilige Pforte gehen zu können (31.12.22). Diese ist nur in den heiligen Jahren geöffnet, das heisst im Folgejahr,  in welchem der 25. Juli, der Tag des heiligen Jakobus, auf einen Sonntag fällt. In diesen "heiligen" Jahren können die Pilger auf Wunsch und mit Bedingungen einen Nachlass für all ihre Sünden an jedem Tag des Jahres erhalten. 



     Der einzigartige Botafumeiro

    Oben links: Die heilige Pforte wurde extra für uns geöffnet… natürlich nicht, die Dame hat andere Domschlüssel.



Die Kathedrale ist gewaltig und faszinierend zugleich. Wir haben eine Führung gemacht, die auf das Dach führte. Wir verstehen kein Spanisch, doch die Mauern und die Aussicht vom Turm her auf die Stadt sprachen genug für uns. In der Kathedrale ist der Hochaltar mit allen Details beeindruckend und der Botafumeiro (das wohl einmalige Weihrauchfass) welches 1.6m gross ist und an einem über 60 Meter langem Seil hängt. Acht Männer benötigt es, um es vorzubereiten, an das Seil zu hängen und in Schwung zu bringen. Das wird noch heute an besonderen Anlässen, aber auch auf Bestellung, durch das Querschiff geschwenkt. Ursprünglich diente es dazu, den Geruch der Pilger zu neutralisieren. Nach der Wallfahrt verbrachten die Pilger die ganze Nacht wachend und betend in der Kathedrale. Da kann man sich vorstellen, dass der Weihrauchgeschmack eine Wohltat ist. 


Pilger jeglicher Couleur 😊

Galicien ist auch schön, doch unsere Erinnerungen bleiben vor allem im Baskenland. Ein kurzer Blick zurück nach Bilbao. Au revoir ?

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