79 - Zhangye - Provinz Gansu

Zhangye, eine eher ruhige Stadt mit gut einer halben Million Einwohnern im Stadtbezirk, ist zentral gelegen um unvergessliche Naturparks zu besuchen. Am 10. September haben wir im Hotel Huachen International eingecheckt. Wir hatten die Absicht, drei bis vier Tage zu bleiben, um die Regenbogenberge und weitere Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Schlussendlich sind wir erst am 19. September weitergezogen. Die Stadt Zhangye am Heihe-Fluss hat selber auch sehr viel zu bieten und wir fühlten uns wohl. 

Links: Prächtige Bilder im Regenbogengebirge - Rechts: der liegende Buddha in Zhangye (Fotografieren ist verboten. Ich fragte die Aufsichtsdame, ob ich ein Foto machen dürfe. Sie sagte mir, "ausnahmsweise" und verliess für zwei Minuten den Tempel.)

Am ersten Tag machten wir einen gemütlichen Spaziergang vom Hotel zum Dafo Tempel. Der im Jahr 1098 erbaute Tempel löste bei uns den ersten "Wau-Effekt" aus. Der Tempel ist sehr gut erhalten. Nach dem Eintreten standen wir vor dem grössten, liegenden, respektive schlafenden Buddha. Der Buddha, vergoldet und bemalt ist 34.5 Meter lang, die Schulterbreite ist 7.5 Meter, die Füsse sind 4 Meter und die Ohren 2 Meter lang. Wir haben vernommen, dass Kublai Khan im September 1215 hier geboren wurde. Er war der Enkel von Dschingis Khan. Ab 1271 war er Kaiser von China und begründete die Yuan-Dynastie. 


Am darauffolgenden Tag besuchten wir den Pingshan Canyon. Wir liessen uns mit einem PW zu der Schlucht, welche sich etwa 60 Kilometer von Zhangye entfernt befindet, fahren. Für die Fahrt mussten wir CNY 300 berappen. Im Park selber bestieg man einen Bus und wurde zur ersten Aussichtsplattform gefahren. Der Blick über die Schlucht und in die Ferne war eindrücklich. Nach einer kurzen Wanderung mit Fotostopps bestiegen wir einen alten Lastwagen, der zu einem Touristenauto umgebaut wurde. Buchstäblich über Stock und Stein sind wir über die Naturstrasse gerasselt. Wir wurden mächtig durchgerüttelt. Nach der Fahrt gab es erneut eine kleine Wanderung mitten in einer tollen Natur. Anschliessend kletterten wir auf ein Kamel. Dieses stand mit wellenartigen Bewegungen auf und wir genossen einen Ritt durch den ersten Schluchtbereich. Darauf wechselten wir erneut das Transportmittel. Wir sassen in einem gedeckten Wagen, welcher von einem Kamel gezogen wurde. Nach diesen Teilstücken lag ein längerer Fussmarsch durch die Schlucht vor uns. Umwerfende Steinformationen, Felswände die gegen 100 Meter in die Höhe ragen. Die engste Stelle zum Durchwandern war etwa 70 Zentimeter schmal. Am Ende ging es eine Eisenleiter hoch, steiler geht wohl kaum. Maria hatte ein bisschen Knieschlottern, doch sie packte all ihren Mut zusammen und ging die Treppe hoch wie ein junges Reh. Vor der Rückfahrt genossen wir noch ein tolles Panorama dieser Natur. 

   




Wir genehmigten uns einen Pausentag, spazierten beim Glockenturm vorbei und besuchten den Abendmarkt. Im Hotel lernten wir ein deutsches Paar, Ulrike und Detlev kennen. Wir haben einige Male zusammen gefrühstückt und unsere Reiseerfahrungen ausgetauscht. Mit ihnen zusammen gingen wir einmal in ein Restaurant Hot Pot essen. Ein gemütlicher Abend. Knapp zwei Kilometer neben unserer Unterkunft ist ein grosser Erholungspark mit einem künstlichen See. Die Gelegenheit liess ich mir nicht nehmen, zwei Mal vom Hotel um den See zu laufen. Das tat meinem Körper gut, komischerweise meinem Bauch nicht. Er ist und bleibt wie er seit Jahren ist. 



Der Besuch der Mati Grottentempel war unser nächstes Ziel. Wir haben wiederum ein Taxi zum gleichen Preis gebucht. Diese Tempelanlage beinhaltet drei Bereiche. Schon der erste war eindrücklich. Der zweite war besonders, da dieser noch recht ursprünglich ist. Beim dritten Bereich kamen wir aus dem Staunen kaum heraus. Die ersten Höhlen stammen aus der Zeit der sechzehn Königreiche zwischen den Jahren 304-439. Der Name Mati kommt von "Matisi", was Pferdehuf bedeutet. Eine Legende sagt, dass der Gott Erlang hier mit seinem Pferd rastete. Eine tibetische Überlieferung sagt, dass der Pferdehufabdruck im Felsen vom Pferd des Heldenkönigs Gesar sei. In der Gesar-Sage wird festgehalten, dass Gesar im Auftrag von Buddha auf die Erde gesandt wurde, um Ruhe und Recht zu schaffen. Ein spannendes Thema, das sich für eine Oper eignen würde. 


Der legendäre Pferdehufabdruck des Pferdes von Gesar.


Am 16. September besuchten wir die Regenbogenberge. Wir liessen unsere Koffer im Hotel Huachen und buchten ein Zimmer bei den Regenbogenbergen. So hatten wir genügend Zeit, dieses besondere Naturschutzgebiet zu entdecken. Organisierte Reisen setzen etwa zwei Stunden zum Besuch ein, wir genossen die Landschaft mehr als fünf Stunden lang. Alle möglichen Wanderwege und Aussichtspunkte wurden von uns nicht verschont. Es war einfach überwältigend und bleibt uns unvergessen. Was wir hier sehen durften übertrifft die ähnliche Landschaft bei Lanzhou bei weitem. Seit 2011 gilt das 510 km2 grosse Gebiet als Nationalpark. Diese Landschaft begann sich im Tertiär, also vor 66 Millionen Jahren, zu bilden. Verschiedene Sedimente, hier vor allem Sandstein aus unterschiedlichen Mineralien, wurden während der Erdplattenverschiebungen überformt und aufgefaltet. Wind und Regen trugen das ihre dazu bei. Der Prozess dauerte über 24 Millionen Jahre, während welchem auch der Himalaya entstand. Wir haben bestimmt über 500 Fotos gemacht, ein Foto schöner und eindrücklicher als das andere. Es war nicht einfach, nur einige davon für meinen Reisebericht auszuwählen. 



Aus 500 Fotos 100 auswählen ist einfach, von 100 auf 20 reduzieren etwas weniger, davon dann 7 auswählen! 

Am Tag darauf besuchten wir den nur 20 Kilometer weiter entfernten Naturpark Binggou. Eine komplett andere Felsformation stand vor uns. Einige Farben der Regenbogenberge sind uns aufgefallen, doch ist hier eindrücklich, wie anders und vielseitig die Felsen in der Landschaft stehen. Teils glatt und breit, teils wie Säulen aufstehend mit einem "Käppchen" versehen, welche der Säule wohl einen längeren Widerstand gegen Wind und Wetter gewähren, Türme, Gesteingruppen, welche ein Schloss bilden bis hin zu Schluchten und Tälern. Die Gestaltung dieser Ablagerungen verschiedenster Sandsteinarten ist auch hier über den Zeitraum von 24 Millionen Jahren, durch die Verschiebung und Erosion der tektonischen Platten entstanden. 



Nach diesen Eindrücken sind wir zurück in das Hotel Huachen gefahren und haben am nächsten Tag unsere Reise nach Jiayuguan fortgesetzt. Hier war unser Wunsch, den nordwestlichen Teil der chinesischen Mauer zu entdecken. Jiayuguan liegt im Hexi-Korridor. Dieser Korridor liegt zwischen dem Qilian und Mazong-Gebirge und der angrenzenden Wüste Gobi. Der Korridor ist geographisch ideal und verfügt über eine übersichtliche Lage, so kann mit nur wenigen Festungen der Verkehr der Seidenstrasse kontrolliert werden. Zum Schutz gegen Angreifer wurde zuerst vom Kaiser Qin ein Schutzwall mit Leuchtfeuer-Türmen gebaut. Die Chinesische Mauer, wie wir sie eigentlich kennen, wurde in der Folge von den Han-, Yuan-, Ming- und Qing-Dynastien "modernisiert" und weiter gebaut. Gegen das Ende des 17. Jahrhunderts endete der Bau der chinesischen Mauer. Der Beginn der Chinesischen Mauer (Schutzwall) initiierte wie bereits festgehalten der erste Kaiser Qin (Xin Shi Huang), welcher andere Kriegstaaten eroberte und anschliessend China vereinigte. Er regierte die Qin-Dynastie bis knapp 200 BC. Er war es auch, der die Terrakotta-Armee für seinen Schutz erstellen liess. Die erste Mauer sieht nicht so aus, wie wir sie kennen. Es sind einfache Schutzwälle, welche in verschiedenen Abständen mit "Leuchtfeuer-Türmen" gebaut wurden. Auf diesen Türmen wurde ein Feuer entfacht, wenn Feinde im Anmarsch waren. Ähnliches kennen wir auch in der Schweiz im Broyetal, wo die verschiedenen Schlösser wie Lucens, Moudon, Rue und Weitere ein Warnsystem pflegten, wo sie auf ihren Bergfrieden ein Feuer entfachen konnten. 

In den Augen des Kaisers Qin existierte in seinem China, innerhalb seiner Mauern, die zivilisierte Welt. Auf der anderen Seite leben nur Dämonen, Barbaren und unzivilisiertes Pack aus der Wüste und Zentralasien. 


    Foto links: Festungsmauer wie Bau der grossen Mauer, im Hintergrund ist der "Erdwall" gut sichtbar. 

Der Jiayuguan Pass ist ein historisches Militärgebäude, welches aus einer inneren und äusseren Stadt besteht. Beim Eingangstor zur Festung steht: "Der imposanteste Pass unter dem Himmel". Zwischen der heutigen Stadt Jiayuguan und der ersten Chinesischen Mauer befindet sich die eindrückliche Befestigungsanlage. 

Hier in Jiayuguan befindet sich ein riesiger Weinbaubetrieb, die "Zixuan Winery" den wir besichtigten. Die Dimensionen sind chinesisch, einfach alles gross. Der Wein, eine gute Qualität, der Weisswein eher ein Dessertwein, da sehr süss. 



Zum Schluss besuchten wir hier noch die Weijing Gräber. Mitten auf der Ebene ein kleiner Hügel. Man geht die Treppe hinunter und entdeckt eine dreiteilige Grabkammer. Auf den Backsteinen sind schöne Malereien, welche sehr gut erhalten sind. Leider ist Fotografieren verboten, doch im Museum durfte ich einige Fotos schiessen. Die Wei und Jin Dynastie existierte zwischen dem vierten und sechsten Jahrhundert. 

Sehr viele gut erhaltene Malereien auf den Backsteinen. Leider auch hier, fotografieren verboten. Ein Angestellter erlaubte mir, ein Bild aus seinem Mobile zu machen. Ein Backstein, der im Museum in Beijing ausgestellt ist. 


Die Stadt Zhangye, mit vielen historischen Häusern, haben wir mit etwas Wehmut verlassen. 


Ein lieber Gruss aus der bunten Natur. 



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