80 - Dunhuang, Provinz Gansu
Dunhuang, eine bekannte, aber, für chinesische Verhältnisse mit etwa 200'000 Einwohnern, eine eher kleine Stadt im Norden der Provinz Gansu. Sie liegt an der Seidenstrasse und ist seit je her ein wichtiger Ort zum Rasten. Heute weniger zum Rasten und Handeln, sondern vielmehr, um touristische Orte und Plätze zu entdecken. Geographisch liegt sie auf einem Plateau auf etwas über 1'000 m.ü.M zwischen dem Qilian- und Mazong-Gebirge.
Die Wüste Gobi grenzt direkt an die Stadt. Unser Hotel war vier Kilometer von der Wüste entfernt. Die Nähe reizte mich, gleich drei Mal eine Runde in der Wüste zu machen. Zuerst gingen Maria und ich dorthin, um uns zu orientieren. Es faszinierte uns so, dass wir gleich vier Stunden staunten und den Mondsichel-See schon besuchten. Wer mich kennt, es juckte mich, auf die Sanddüne hoch zu gehen. Maria hatte keinen Einwand und verbrachte die Zeit am See. Auf dem Sand zur Düne hoch liegt eine Strickleiter. Die macht es einem einfacher, den Sand hochzugehen. Man hat dadurch einen festen Tritt. Oben angekommen hat man eine herrliche Aussicht in die Wüste, auf den See und über die Stadt. Mein "sportlicher" Einsatz wurde belohnt. Um von der Düne hinunter zu gehen entschloss ich mich, wie ein Skifahrer im Slalom den Sand hinunter zu rennen. Das hat Spass gemacht und strapazierte die Muskulatur dadurch weniger. Am darauffolgenden Morgen ging ich früh zum selben Ausgangspunkt und stieg wieder auf die Düne. Einen herrlichen Sonnenaufgang durfte ich geniessen. Ich nahm den Bus um zurück zum Hotel zu gelangen, Kostenpunkt ein Yuan. Am späten Nachmittag gingen Maria und ich noch einmal dorthin und wir erklommen zusammen die Düne um uns vom Sonnenuntergang begeistern zu lassen. Wir waren nicht alleine, aber es war überschaubar. Bald wird das Mondfestival, der Nationalfeiertag und eine Woche Schulferien für ganz China gefeiert. Da wird ein Massenansturm erwartet. (Maria hat nachträglich Videos von diesen Feiertagen gefunden. Anstelle von etwa 50 Karawanen mit jeweils 5 Kamelen, waren bestimmt gegen 200 Karawanen auf dem Weg).
Bilder oben: Sonnenaufgang. Bilder unten: Sonnenuntergang, Sicht von der Düne oben.
Im Jahr 366 begannen Mönche, die Mogao-Grotten zu bauen. Diese wurden bis ins 14. Jahrhundert bewohnt und weitergeführt. Sie umfassen etwa 1'000 Höhlen. Grundsätzlich sind sie in den Sandsteinfelsen geschlagen. Die Höhlen sind zwischen einigen Metern bis über 17 Meter hoch und beinhalten teils sehr gut erhaltene Buddha-Statuen, Skulpturen und reiche Wandmalereien. Gegen 500 Höhlen sind sehr gut erhalten und für Besucher zugänglich. Wir hatten das Glück, dass uns ein junger Fachmann einige Grottentempel zeigte und uns spannende Geschichten dazu erzählte. An dieser Stelle eine kleine Episode, an die ich mich gerne erinnern werde. Wir sind einen kurzen Moment angestanden. Eine junge Dame sagte zu mir "Hello" und ich reagierte prompt mit "Nihao". Sie war so entzückt und sagte zu ihrer Gruppe: "er spricht Chinesisch". Maria schaltete sich ein und gab zu verstehen, dass ich nur Nihao kenne. Ein allgemeines Gelächter erschallte, ich lachte mit, denn die Pointe habe ich verstanden, auch wenn mein Wortschatz bescheiden ist. Übrigens, an unserem Besuchstag waren vielleicht ein- bis zweitausend Besucher da. In Videos, welche wir nach dem 1. Oktober gesehen haben, haben gegen 30'000 Menschen die Grottentempel besucht. Diese Masse wäre für uns definitiv Grund zum "abhauen". Auch im Wissen, dass die Chinesen ein diszipliniertes Anstehen nicht kennen. Sie sind wie Schafherden an den Ticketschaltern und vor den Eingängen. Wenn man sich nicht in die Masse drängt wird man ununterbrochen überholt und zurückgedrängt.
In
den Grotten ist es strikt verboten, Fotos zu machen. Beim Ausgang ist ein
Museum, wo einige Grotten nachgebaut sind. Dort konnte ich einige Fotos machen,
die ich hier einfügen kann. Folglich keine Fotos der Originalgrotten aber entsprechende Eindrücke.
Das Bild mit drei Hasen mit drei Ohren, welche den Eindruck geben, dass jeder Hase zwei Ohren hat, hat seinen Ursprung vermutlich hier. Als der Tempelführer uns dieses Detail erklärte erinnerte ich mich, dass ich dieses Symbol bereits irgendwo in Deutschland gesehen habe. In unserer Kleinstgruppe war ein junges Paar. Der Mann aus Deutschland sagte auf meine Frage, dass das im Dom zu Paderborn, seiner Geburtsstadt, sei. "Z Zwänzgi isch grad abe gheit", ich erinnerte mich genau daran. Wir waren vor einem knappen Jahr in Paderborn. Dort im Dom findet man dasselbe Symbol, es stellt die Dreifaltigkeit, die Verbundenheit, die Fruchtbarkeit und für uns Christen die Auferstehung in den Mittelpunkt.
Ein
weiteres Detail war uns absolut unbekannt. Die Engel im christlichen Glauben
sind höchstens um die Hüfte mit einem Tuch bekleidet. Im Hindu kommt zusätzlich
ein wehendes Seidentuch über die Schultern und im Buddhismus sind sie ganz
bekleidet.
An
den Wänden der Grottentempel sind meistens hunderte von kleinen Buddhas gemalt.
Öfters in denselben Farben, aber auch in mehreren Farbvarianten, die sich
regelmässig wiederholen. Uns wurde erklärt, dass das das Universum
widerspiegle. Wenn man durch das Universum reisen würde, wäre der Buddha in
jeder Blickrichtung immer gegenwärtig, er begleitet den Menschen.
Auf einem Wandbild ist gut zu sehen, wie Buddha lehrt. Schüler sitzen um ihn, unter ihm ist eine Art Hölle, oben sind Engel, die teils auf Wolken-Wagen fliegen. In ihrem Paradies können sie das schönste Haus aussuchen und dann dort wohnen. Die Reinkarnation hat der Führer etwas relativiert. Im Buddhismus gibt es drei Punkte im Leben. Die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Die Frage ist; wo stehen wir?
Der Führer erzählte uns, dass er einmal eine Gruppe Afrikaner durch die Grottentempel geführt habe. Ein Besucher stellte fest, dass es aufgrund der Gemälde in den Grotten auch schwarze Mönche in den Tempeln gab. Die Erklärung: leider nein, die genutzte Farbe hat sich mit den Jahrhunderten verfärbt und ist in den Gesichtern schwarz geworden.
Nach
dem Aufenthalt in Dunhuang verlassen wir die Provinz Gansu und verschieben uns
in die Provinz Xinjiang. In ganz China kann man sich grundsätzlich frei
bewegen. Wenn ein besonderer Anlass ist, zum Beispiel auf dem Platz zum
himmlischen Frieden, wird nachvollziehbar alles mit Absperrgittern
abgeriegelt und der Besucherstrom wird geleitet und kontrolliert. Das ist
nachvollziehbar. Bei der Einreise in die nördliche Provinz Xinjiang wird man
sehr streng und überall mit einem Hand-Metalldetektor kontrolliert, vom Portemonnaie bis zu den Schuhen wird alles genau durchsucht. Ich trage eine kleine Gurttasche, wo ich unsere Pässe und Reservegeld habe. Darin habe ich einige Zahnstocher, welche in Papier verpackt sind. Eine Beamte wollte genau wissen, was ich in dieser Tasche habe und entnahm die Pässe und fand ein halbes Dutzend Zahnstocher und einige 100-er Noten. Sie scannte sogar die Zahnstocher. Daneben stehen schwer bewaffnete Uniformierte.
Einer mit Schutzschild, der zweite mit Maschinengewehr und ein Dritter steht mit einem Schlagstock überwachend daneben. Es ist ein komisches Gefühl. Daran müssen wir uns wohl in den nächsten Wochen gewöhnen.
* * *
Die Post in China ist grundverschieden zur Post in der Schweiz. Hier wird persönlicher Service sehr grossgeschrieben. Schon in Harbin hat Maria zwei Mal den Postservice genutzt. Ein Anruf mit der Information, ob man ein kleines oder grösseres Paket aufgeben möchte, genügt. In der Folge kam ein Angestellter der Post per Aufzug in den 30. Stock mit entsprechendem Verpackungsmaterial. Er verpackte alles und am Schluss wurde mit dem Mobile bezahlt. Das Ganze ist sehr günstig. Ich habe Maria gesagt, dass sie etwas Trinkgeld geben soll. Sie sagte zuerst, dass das hier nicht üblich sei. Ich konnte sie überzeugen, CNY 5 zu geben (weniger als CHF 1). Der Postmitarbeiter lehnte strikt ab. In Jiayuguan haben wir ebenfalls ein Postpaket nach Shanghai aufgegeben. Mit den zu versendenden Artikeln sind wir zur Post gegangen. Auch hier hat die Postbeamte alles eingepackt, die Adresse vorbereitet und schlussendlich einkassiert. Der zu bezahlende Betrag belief sich auf CNY 49 (knapp CHF 6). Zwei-drei Tage später erhielt Maria die Mitteilung, dass die Sendung in Shanghai eingetroffen ist.
Die Postbeamtin nimmt entgegen, packt ein, frankiert, Maria bezahlt per Mobile und ab die Post.
Ist es Kultur / Lebensgewohnheit oder was auch immer, an einige - ich nenne es nun Gewohnheiten der chinesischen Bevölkerung - werde ich mich nie gewöhnen können. Hier wächst man mit anderen Gewohnheiten auf und kennt andere Lebensregeln. Wir wurden anders erzogen. Nachfolgend meine ganz persönliche Wahrnehmung. Ich bin in einer anderen Gemeinschaft aufgewachsen, bin hier in China ein Gast und ich respektiere ihre Lebensgewohnheiten, auch wenn es mir manchmal etwas unangenehm ist. Die folgenden Erlebnisse/Wahrnehmungen sind rein aus meiner persönlichen Sicht wie ich halt erzogen wurde.
Am
Ticketschalter oder beim Eingang zu einer Sehenswürdigkeit anstehen geht hier
anders. Wie schon einmal beschrieben, die Bevölkerung ist in diesem Fall wie
eine Schafherde. Drücken, drängeln, einfach vorwärts, wenn eine kleinste Lücke
festgestellt wird schlüpft man hinein und dahinter kommen sicher noch
Nachzügler wie Kinder, Grosseltern etc. Wenn Maria am Ticketschalter steht
"beschütze" ich sie meistens. Ich stelle mich breit hinter sie, damit
von hinten niemand zum Schalter kommt. Einmal, ich stand wie beschrieben, waren
drei gesetzte Damen hinter mir, streckten die Hand mit einem Personalausweis aus und wollten die
Schalterbeamtin etwas fragen. Sie hatten zu kurze Arme und schauten mich etwas
unfreundlich an. Ich sagte auf Mundart, dass sie zu warten haben. Sie ärgerten
sich über meine Frechheit und sprachen immer wieder vom "Lauwei"
(Langnase). Ein anderes Mal, als wir am Bahnhof aufgerufen wurden, standen wir
in der korrekten Kolonne. Diese ist für Eltern mit Kindern,
alte Personen und Ausländer. Ein Herr neben mir tat mir in Englisch kund, dass
ich in der falschen Kolonne stehe, da er keine Kinder bei uns ortete. Ich
erklärte ihm, dass auch Ausländer mit Pass hier anstehen müssen. Maria ergänzte
die Information auf Chinesisch. Es passte ihm nicht, dass er im Unrecht war.
Langsam kamen wir zum Kontrollpunkt, um nachher zu den Gleisen zu gelangen.
Maria schlüpfte auf chinesische Art durch. Ich versuchte ihr zu
folgen, doch es gelang mir nicht ganz, andere fanden eine kleine Lücke zwischen
Maria und mir. Die kontrollierende Uniformierte nahm kurz darauf meinen Pass in
die Hand. Da streckte hinter mir eine ältere Dame ihren Personalausweis über
meine Schulter der Beamten hin. Ich
fasste sie am Arm und schob diesen zurück mit der Mitteilung, dass ich jetzt an
der Reihe sei und sie solle die Beamte doch in Ruhe
arbeiten lassen. Sie hat kapiert, sie "muggste" nicht.
Vor dem nächsten Abschnitt eine kleine Story aus meiner Kindheit. Wir sind nach Menziken zum Bruder und seiner Familie meines Vaters gefahren. Kurz vor Ankunft wurden wir belehrt, dass wir uns am Tisch anständig benehmen sollen. Hand auf dem Tisch, nicht schlürfen und nie mit vollem Mund sprechen. Kurz nach der Ankunft rief man zum Tisch. Vaters Bruder hat die Suppe lautstark geschlürft, meine Schwester Ursula und ich schmunzelten einander zu. Beim Essen, ja, da wird am Tisch zum Teil laut bis sehr laut geschmatzt und mit vollem Mund gesprochen. Wenn die Menschen fertig gegessen haben, werden oft mit einem Zahnstocher die Zahnzwischenräume gereinigt, was ja eigentlich gut ist. Doch selten hält ein Restaurantbesucher schützend die Hand vor dem Mund, sodass man nicht in den Mund schauen kann. Am Tisch rülpsen hört man nicht oft, kommt aber regelmässig vor.
Spucken
ist vor allem im öffentlichen Bereich sehr beliebt. Ich habe auch schon darüber
geschrieben. Es ist für mich sehr unangenehm, wenn jemand hinter einem so Töne
"chchhh - chchchhhh - chchhhh" von sich lässt und anschliessend
einen lauten Spuck auf den Boden donnert. Ich habe auch schon zurückgeschaut
und mein Bein gehoben. In einem gehobenen Restaurant kam einmal ein Mann, der
suchte wohl die Toilette. Mitten im Restaurant war ein Tischchen, wo das
Servicepersonal die Speisen vor dem Servieren abstellt. Daneben ist ein kleiner
Abfallkorb. Der edle Herr hat das entdeckt und konnte sich den Weg (etwa 10
Meter weiter) zur Toilette sparen und spukte in diesen Eimer. Da konnte ich es
nicht lassen und habe ihm zugerufen, dass das nicht die feine Art sei. Das
Personal nickte mir zustimmend zu, er hat verstanden, doch er reagierte kühl
und ohne Worte. Maria sagt mir mit Recht in solchen Situationen, dass ich die
Bevölkerung in China nicht belehren müsse. Doch finde ich, in Extremfällen wie
diesem darf man Zivilcourage haben und eine entsprechende Bemerkung fallen
lassen. Bis heute wurde ich deswegen nie festgenommen - hoffen wir, dass das
weiterhin nicht geschehen wird.
Frühstück im Pijama, das sieht man öfters, auch wenn es nicht die Masse ist. Teils ganze Familien, die sich leicht bekleidet am Buffet bedienen und am Tisch essen.
Ein Beispiel, das ich regelmässig, sei es auf der Strasse oder im Frühstücksraum erlebe ist, dass Menschen öfters nicht dort durchgehen, wo es viel Platz hat, sondern sich dort durchzwängen, wo es kaum Platz hat. Ich stelle mich mit dem Rücken nahe zur Wand, damit die Menschen vor mir vorbeigehen können. Sie wählen den Weg hinter meinem Rücken, wo sie kaum durchkommen, und zwängen sich durch, dass ich einen Schritt vorwärts machen muss. Nachfolgendes ist beim Frühstücksbuffet geschehen. Ich stand in knappem Abstand vor der Jura-Kaffeemaschine und liess die Maschine meine Tasse mit Kaffee füllen. Hinter mir war alles frei. Eine ältere Dame schaute mich an und sprach etwas auf Chinesisch. Dann zwängte sie sich zwischen der Kaffeemaschine und mir durch um die Schilder auf den Behältern daneben zu lesen, was sich darin befindet. Natürlich habe ich ihr Platz zum Durchgehen gemacht. Einmal beim Frühstück, da rülpste ein Mann so laut im Frühstücksraum, dass sogar chinesische Menschen ihren Kopf schüttelten und vor sich hin lachten.
Zur
Abwechslung noch etwas Lustiges :-). Vor allem in der Provinz Gansu und
Xinjiang werde ich oft angelacht. Menschen jeden Alters fragen mich dann an, ob
ich mit ihnen ein Foto machen würde. In Harbin geschah das auch gelegentlich.
Da fragte mich ein junger Mann auf Englisch, ob er ein Foto mit mir machen darf.
Ich antwortete ihm «no problem», er verstand «Nein» und zog weiter, ich rief
ihm nach, dass er ein Foto mit mir machen kann. Ganz glücklich ist er
zurückgekommen und knipste uns beide. Oft kommen auch Kinder spontan auf mich
zu und fragen mich auf Englisch, woher ich komme. Einmal wurde ich von einer Dame sogar umarmt, da sie so glücklich war, mit einem Lauwei zusammen ein Foto zu haben. Kürzlich war ein Artikel in
der Schweiz, wo sich eine Ausländerin echauffiert, weil sie als
Dunkelhäutige in der Schweiz und Europa oft «angegafft» werde. Ich erlebe das
hier oft, finde das in Ordnung, denn sie sehen ja nicht alle Tage einen «Lauwei». Da darf man doch schauen. Ob ich mit einer jungen Dame, einem älteren Herrn oder sogar mit einer ganzen
Familie für ein Foto posiere, das kostet mich nichts und ich gehe davon aus, dass sich die Menschen daran freuen.
Laut!
In ganz China ist es überall laut. Die Menschen singen und musizieren im
öffentlichen Raum, was ja ein glückliches Signal ist. Dazu bringen sie jedoch Verstärker und Lautsprecher mit. Es ist manchmal
so laut, dass ich meine Ohren zuhalten muss. Wenn man durch die Gassen geht, wo
es kleine Geschäfte hat, tönt es von der Türe her aus einem Megaphon immer
wiederholend zum Beispiel: «Eis mit Schokoladearoma, Vanille und Natur zu verkaufen». Vor
einigen Läden steht Personal und schwingt laufend mit «Plastikklatschhänden»
vor der Türe hin und her um Aufmerksamkeit auf das Geschäft zu holen.
Die
Mobile werden sehr intensiv genutzt. Öfters telefonieren Menschen auf der
Strasse, im Bus, im Zug oder im Restaurant (wie bei uns ja auch). Manchmal sprechen sie so laut, dass man sie
aus 10 Meter Entfernung gut hören kann. Einmal, am
Frühstückstisch, ass ein jüngerer Mann, sein Mobile vor ihm
liegend, sein Frühstück. Er schaute sich in voller Lautstärke einen Film an. Ich schaltete mein
Mobile an und hörte irgendeine Sendung. Ich schaltete volle Lautstärke ein. Der
Herr hat's "geschnallt". Er schaltete sein Mobile aus - ich tat
dasselbe. Kürzlich in einem Restaurant am Tisch neben uns. Ein junges Paar, er
spielte ein "Game", essend am Tisch. Seine Partnerin schaute wohl
Modebilder auf ihrem Mobile an. Sie haben kaum zusammen gesprochen.
Wenn
die Menschen hier jemanden, aus meiner Sicht einen Ausländer, nicht kennen,
sind sie eher zurückhaltend, reserviert und misstrauisch, das ist mein Gefühl. Wenn man sie
mit einem "Nihau" anspricht schmilzt
das Eis umgehend. Wenn wir im Hotel in den Lift treten sage ich aus Prinzip immer
"Nihao". Die Hälfte der Menschen können nicht chinesisch, das habe
ich auch schon erwähnt. Sie reagieren absolut nicht. Doch etliche scheinen sich
am Gruss zu freuen und erwidern einen Gruss. Man kommt darauf in ein kurzes Gespräch. Chinesische
Menschen, wenn sie einen kennen... oder trauen, sind sehr aufmerksam, liebenswürdig,
zuvorkommend und freundlich.
Die
Polizei, es hat in China Millionen, ist überall präsent. Ob sie jedoch wissen,
was sie machen, frage ich mich ab und zu. Über die Mittagszeit, bei
Schulschluss, sieht man sie bei allen Fussgängerstreifen mit der Trillerpfeife im Mund. Sie winken den Verkehr und pfeifen
manchmal planlos dazu. Die Autos, Motorräder und Fussgänger tun oft so, als
würden sie den Polizisten weder sehen noch hören. Der Polizist pfeift munter
darauf los. So geschehen, ein Polizist stoppte ein Fahrzeug, um Fussgänger über die
Strasse zu lassen. Der SUV befolgte seine Instruktionen nicht und fuhr
gemütlich über den belebten Fussgängerstreifen. Der Polizist pfiff und pfiff in aller Lautstärke, doch das Auto fährt von
dannen. Der Polizist widmete sich den anderen
Verkehrsteilnehmern und pfiff
fröhlich weiter. Vielleicht wurde der SUV geblitzt und wird verzeigt, das
entgeht natürlich meiner Kenntnis. Es hat überall, in allen Gassen und Strassen
Überwachungskameras, die ununterbrochen blitzen.
In Zonen, wo sich der Tourismus bewegt, ist es grundsätzlich sauber. Es hat immer wieder Reinigungskräfte, die mit einem Besen und einer "Stielschaufel" ausgerüstet sind. Sie reinigen die Strassen und Trottoirs und nehmen weggeworfenen Abfall mit den speziellen Greifzangen auf. Das sind sich leider viele Chinesen bewusst. Umso mehr denken sie wohl, dass da gereinigt wird und werfen Zigarettenstummel, Papier, leere Petflaschen, kurz fast alles einfach auf den Boden. Wenn man sich ausserhalb dieser Zonen aufhält ist es oft eher ungepflegt, unordentlich und teils auch schmutzig.
Um
Naturschutzparks zu besuchen bezahlt man normalerweise einen Eintritt. Wir als
Rentner haben das Glück, dass wir meistens kostenlos oder höchstens zum halben
Preis ein Ticket kaufen können. Es kommt selten vor, dass ich als Ausländer
nicht von diesen Vorteilen profitieren kann. Diese Parks sind sehr gut gepflegt
und auch hier hat es viele Reinigungskräfte die entweder Abfall sammeln oder
sich an einem Schattenplatz erholen. Was für mich sehr ungewohnt ist, es hat
auch hier an vielen Orten Lautsprecher. Aus diesen quellt Musik, teils
schönere, teils weniger schöne (persönliche Ansicht wohlverstanden). Eigentlich
sind wir uns in der Schweiz und in Europa gewohnt, in der Natur die Natur zu
spüren und zu hören. Hier in China wird man mit Musikkonserven begleitet und
hört daneben höchstens
chinesische Touristen, die auf den Boden spuken.
Roboter
sieht man immer öfters in Restaurants. Einerseits bringen sie das Essen von der
Küche in den Speisesaal oder sie verlassen die Rezeption mit Esswaren "im
Bauch", welche online bestellt wurden. Unsere Grosskinder würden sich am
Anblick dieser Roboter bestimmt freuen. Der Roboter, mit der Bestellung
"im Bauch" rollt vergnügt, begleitet mit einer Musik und
Sprachnachrichten durch die Lobby zum Aufzug, wartet, bis sich eine Türe öffnet
und bittet andere Hotelgäste um Verständnis, dass er auch im Aufzug mitfahren
möchte. Im entsprechenden Stockwerk angekommen verlässt er den Fahrstuhl und
rollt zur Zimmertüre, wo er seine Bestellung abzugeben hat. Nach der Entleerung
durch den Besteller rollt der Roboter wieder zufrieden zum Aufzug um zum
Empfang hinunter zu kommen, wo er seine Ladestation selbständig findet und sich wieder
anschliesst, bis eine neue Bestellung eintrifft.
Zum
Schluss noch eine Feststellung zum Verkaufsberuf. Die Anforderungen in China
sind wohl nicht so hoch wie bei uns in Europa. Hier muss man sein Mobile
beherrschen, einkassieren und herumsitzen oder schlafen können. Beim Eintreten in ein
Geschäft wird kaum gegrüsst. Die Konzentration gilt dem Mobile, sitzend oder
liegend hinter der Kasse. Manchmal auch Zigaretten rauchend. In Xining fand ich
in einem Laden ein Bier im Kühlschrank. Zufrieden ging ich zur Kasse, der Mann
legte die Zigarette in den Ascher und kassierte ein. Ein Gruss oder Dank ist hier nicht üblich. Am darauffolgenden Tag war
kein Bier mehr im Kühlschrank. Ich fragte danach, derselbe Verkäufer bestätigte mir, dass kein
Bier im Kühlschrank sei, so einfach geht das. Tags darauf ging ich wieder in
das Geschäft. Es hatte kein Bier im Kühlschrank und ich fragte Handzeichen gebend
danach. Er schüttelte seinen Kopf. Wieder ein Tag später, welch ein Erfolg, er
hat Bier im Kühlschrank nachgefüllt. Ich belohnte ihn mit dem Kauf einer
Flasche. Bilder wie nachfolgend mit Verkaufspersonal auf einer Pritsche
liegend, das Mobile natürlich in der Hand, sieht man immer wieder.
Bis zum nächsten Bericht aus der Provinz Xinjiang. 👋
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