91 - Cambodia, von Phnom Penh bis Angkor Wat

Das Königreich Cambodia mit seiner parlamentarischen Monarchie hat im Ursprung eine spannende Geschichte. Funan, ein von indischer Kultur beeinflusstes Volk entstand im 1. Jahrhundert. Es pflegte die Religion des Shivaismus. Ab dem Jahr 357 wurde es zu einem Satellitenstaat des Königreichs China. Darauf folgte für kurze Zeit das Chenla-Reich, wahrscheinlich ein Zusammenschluss verschiedener selbständiger Fürstentümer. 


802 gilt mit Jayavarman II (802-850), welcher als Gründervater angesehen wird, als Jahr der Gründung des Khmer-Königreichs. Das zentrale Reich galt bis ins 15. Jahrhundert als wichtiges Verbindungsreich zwischen Indien und China. Während der Blütezeit der Khmer wurde anfangs 12. Jahrhundert die Tempelanlage Angkor Wat unter dem König Surayavarman I gebaut. Das hoch entwickelte Volk baute einige Tempelanlagen, welche Perfektion und künstlerische Begabung verbunden mit einer vertieften Kultur darstellen. Das Königreich wurde mit der Zeit zurückgedrängt und 1431 vom Thai-Königreich Ayutthaya, auch als Siam bekannt, eingenommen. Dieses existierte bis ins Jahr 1767.

Um die vollständige Übernahme des Landes durch Thailand und Südvietnam zu verhindern wandte sich Cambodia an Frankreich. 1863 wurde das Land unter Norodom I von Frankreich geschützt. Ab 1884 war es gleich einer französischen Kolonie. Das Königreich blieb jedoch bestehen. Im letzten Jahrhundert wurde das Land von grässlichen Kriegen gebeutelt. Nach dem zweiten Weltkrieg bildete sich die Khmer Issarak, eine politische Guerillagruppe, die Cambodia eigenständig machen wollte. 1970 wurde mit amerikanischer Hilfe die Republik Khmer gegründet. Präsident Lon Nol regierte chaotisch, Sihanouk schuf eine Exilregierung in Beijing, verbündete sich mit den Kommunisten und bekämpfte die Lon-Nol-Regierung. Im April 1975 eroberten die Kommunisten die Hauptstadt Phnom Penh und somit Cambodia. Die Eroberer bezeichneten sich als Rote Khmer. Ministerpräsident wurde Pol Pot. Dieser hatte das Ziel, eine egalitäre Gesellschaft nach Mao zu schaffen. Es folgten Zwangsumsiedlungen, Zwangsarbeit bis hin zu Massentötungen. Mit der politischen Säuberungswelle wurden vor allem Beamte der vorherigen Regierung, Intellektuelle und Lehrpersonen, ethnische Minderheiten und Ausländer hingerichtet. Unter Pol Pot galt ein Satz: "Um das Unkraut dauerhaft aus dem Garten zu verbannen muss man es an der Wurzel packen". Das wurde unter seiner Herrschaft praktisch täglich gesprochen und auch in die Tat umgesetzt. Man spricht von bis über zwei Millionen Menschenopfer durch Pol Pot. Ab 1978 wurde die Rote Khmer kontinuierlich zurückgedrängt. Am 23. Oktober 1991 wurden Friedensverträge unterzeichnet. 


Es ist schon traurig zu sehen, dass die Menschheit von der Geschichte kaum etwas lernt. Da war vor nicht einmal 100 Jahren Hitler, in der Folge Pol Pot in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und nun Putin anfangs 21. Jahrhunderts. Diese Kriegsführer, wohlverstanden, es gäbe noch weitere aufzuzählen, lügen ihrer Bevölkerung etwas vor und - beim letztlich erwähnten "Führer" sogar von einem pseudogeistlichen wie Kyrill I unterstützt - werfen ihre eigenen Soldaten sorglos in einen unnötigen Krieg, machen Städte und Dörfer im Nachbarland dem Erdboden gleich und vermelden stolz, dass diese Territorien befreit seien. Was ist das Ziel dieser Machtmenschen? Es gilt schlicht nur der persönlichen Macht und dem Reichtum. All die Zerstörung, der Terrorismus, der Verlust von vielen Menschenleben auf beiden Seiten ist nicht nötig. Es gibt andere Wege wie es die Geschichte auch bewiesen hat. Es gäbe in Cambodia einige "Killing-Fields" zu besuchen sowie das Tuol-Sleng Genozid-Museum. Darauf haben wir verzichtet. Wir können uns das Leid auch ohne deren Besuch vorstellen. 

Grenzübergang von Vietnam nach Cambodia. Stimmungsbild auf der Fahrt nach Phnom Penh. 

Kommen wir zurück zu unserer Reise und dem, was wir gesehen und erlebt haben. Wir sind mit einem Bus von Saigon her in Phnom Penh angekommen und durften ein Hotelzimmer an idealer Lage beziehen. Den Königspalast haben wir als erstes besucht. Ein eindrücklicher, immenser und typischer Bau lokaler Architektur. Hier steht auch ein kleiner Tempel mit vielen religiösen Figuren. Eine Reiseführerin erklärte gerade, dass bei einer Figur die Mutter den Sohn Buddha gebärt, er meditiert, er stirbt und das jedes Mal unter einem Baum. Es ist der Lebensbaum, wo sich das Leben immer wiederholt. Die weibliche Figur des Buddhas hält ihre Handflächen immer von sich. Darin sieht man die Lebenskurven, die der Originalschrift der Khmer entsprechen sollen. Eine für mich interessante Information, welche ich hoffentlich richtig verstanden habe.  

Das Museum ist etwas nüchtern. Es gibt jedoch einen interessanten Überblick über die Kultur des Landes. 


Mit einem Tuk-Tuk sind wir zu einem kleinen Hafen am Mekong gefahren. Dort nahmen wir eine Fähre und kamen auf die Seideninsel. Andere Tuk-Tuk Fahrer wollten mit uns durch die ganze Insel fahren. Unser Ziel war jedoch einfach die Seidenraupenzucht und Seidenproduktion zu besuchen. Die bestimmt einst schöne Anlage hatte wohl ihre gute Zeit. Die Seidenraupenzucht ist bescheiden, aber gut und verständlich gemacht. Ein Herr erklärte uns motiviert, wie sie die Raupen pflegen. Daneben waren etliche Webstühle, wo noch gearbeitet wird. Um diese Produkte zu kaufen müsste man wohl danach fragen. Im Laden wird vor allem Massenware angeboten. Die Menschen wohnen vermutlich noch in den Häusern auf Stelzen. Wir sassen sicher eine Stunde am Mekong, die Ruhe und die Weite begeisterte uns. 



Der riesige Zentralmarkt faszinierte uns. Da kann man alles kaufen. Die Verkäufer sitzen teils im Schneidersitz auf ihren Tischen und verkaufen "von oben herab". Ein kleiner Bereich mit Restaurants fehlte nicht. Wir haben es vorgezogen, andernorts zu essen. Übrigens gibt es auch einen russischen Markt. Aufgrund der aktuellen Lage hatten wir absolut keine Lust, diesen zu besuchen. 


Wat Phnom, der Stupa mit dem buddhistischen Tempel auf einem kleinen Hügel ist sehenswert. Wir sind vom Hotel her zu Fuss dorthin spaziert. Als wir ankamen fanden wir keinen Eingang. Wir sind in die falsche Richtung gegangen und drängten uns schlussendlich durch eine kleine Eisentüre in den Park. Beim Verlassen nahmen wir den ordentlichen Ein- respektive Ausgang. 



Anfangs der 60-er Jahren wurde ein Olympia-Stadion gebaut. Olympische Spiele fanden in Phnom Penh jedoch nie statt. Auf der Karte ist eine grosse grüne Fläche eingetragen. Ich habe die Anlage besucht, fand sie jedoch kaum. Vor einem Schulhaus war jemand, den ich fragen konnte. Ich stellte fest, dass ich zu weit gegangen bin, fand die Anlage dann auf dem Rückweg. Eine Grünfläche gibt es nicht, vielleicht ab und zu etwas Unkraut und viele Olympia-Apotheken. 



Nach einer Woche sind wir wieder mit einem Bus nach Siem Reap gefahren. Da fanden wir ein tolles Hotel mit einem grossen Swimmingpool und fantastischem Frühstück. Wir waren so zufrieden, dass wir gleich eine Woche dort logierten. Um die Tempelanlagen zu besuchen haben wir einen Dreitagespass gekauft. Das hat sich gelohnt. Es gibt nicht nur Angkor Wat zu besuchen. Auf einer enormen Fläche stehen gleich mehrere Tempelanlagen. 


Angkor Wat ist wohl der bedeutendste und der erste Tempel. Diesen besuchten wir am ersten Tag. Um die Tempelanlage ist ein breiter Wassergraben. Das ist einerseits um sich vom Vordringen des Waldes zu schützen und andererseits wird die Unendlichkeit vom Tempel her symbolisiert. Angkor Wat gilt als die grösste Tempelanlage der Welt. Die aufsteigenden Türme stehen für den heiligen Berg Meru. Die Spitze des Bergs Kailash im westlichen Grenzgebirge des Transhimalaya, ist über 6'700m hoch und gleicht einem Kopf. Dieser Berg wurde aus Respekt noch nie bestiegen. Für Buddhisten, Hindu und weitere Religionen gilt er als der heiligste Berg. Wir haben einen ganzen Tag eingesetzt, um diesen Tempel zu sehen, es fasziniert einfach. 




Gleich daneben ist die Tempelanlage Bayon, welche wir am zweiten Tag besuchten. Auch hier ist ein Wassergraben, jedoch etwas bescheidener um das ganze Gebiet, welches jedoch zirka fünf Mal so gross ist wie Angkor Wat. Im Zentrum ist der mächtige Tempel. Auffallend sind die vielen gewaltigen Türme, welche die Gesichter des Bodhisattva Lokeshvara sein könnten, die in alle Himmelsrichtungen blicken. König Jayavarman VII regierte von 1181 bis 1219 und begann mit dem Bau der neuen Hauptstadt seines Khmer-Reichs. An den Wänden der Mauer um den Haupttempel sind unzählige Geschichten wie Kriege, Krönungen etc. eingemeisselt. Nördlich davon hat es viele weitere kleinere Tempel und ehemalige Regierungs- und Wohnsitze.  




Am dritten Tag fuhr uns der Tuk-Tuk-Fahrer rund herum, damit wir die übrigen, überschaubaren Tempel besuchen konnten. Auch an diesem Tag gingen wir über fünf Stunden bei voller Hitze (um die 40 Grad) fasziniert um die Mauern und versuchten uns vorzustellen, wie die Menschen zu dieser Zeit gelebt haben. Der erste Tempel den wir besuchten war der Preah Khan. Der darauffolgende Neak Poan ist auf einer kleinen Insel. Die Wasserfläche darum herum ist eindrücklich. Es wurde gerade eine kirchliche Zeremonie abgehalten. Bei lauter Musik wanderten hunderte Gläubige dem Teichrand in der Mitte der Insel herum und riefen, respektive schrien laut im Chor. Dabei wurde ab und zu Wasser aus einem Eimer in die Höhe geworfen. Dieses Fest findet immer vor dem Monsun, also nach der Trockenzeit statt. Dabei wird zu "Gott" gebetet, dass er bald Regen bringen möge. Weiter ging es zum Ta Som und zum Eastern Meborn, dem Elefantentempel. Dann besuchten wir Pre Rup, Srah Srang an einem künstlichen See und Banteay Kdei. Zum Schluss besuchten wir nach dieser Mammutrundfahrt noch den Ta Prohm. Müde und mit vielen, unglaublichen Eindrücken liessen wir uns wieder in das Hotel zurückfahren. In Anbetracht dessen, dass wir einerseits Zeit hatten und uns andererseits nachvollziehbar etwas erholen wollten, blieben wir noch zwei weitere Tage im Hotel, bevor wir dann nach Hanoi weiterzogen. 







Ganz generell sahen wir, wie es auch immer wieder zu lesen ist, die Armut. Die Menschen leben mehrheitlich in ganz einfachen Behausungen. Das Durchschnittseinkommen ist nach Statistik etwa 50 US$. Bei Textilarbeitenden gilt ein Mindestlohn von 140 US$. Man stellt sich dabei die Frage, wie kann man mit diesem Einkommen leben. Irgendwie schaffen es die meisten, aber es ist hart. Man sieht öfters Menschen, welche ein wenig Gemüse auf dem Trottoir haben und das zum Verkauf anbieten. Tuk-Tuk-Fahrer gibt es zuhauf. Die Touristensaison ist nicht das ganze Jahr durch. So sieht man sie auf ihren Gefährten sitzen oder liegen. Man wird aus allen Ecken angesprochen mit "Tuk-Tuk?". 


Die Pub-Street ist nicht weit vom Hotel entfernt. Wir besuchten dieses Quartier zwei Mal abends und haben sehr gut gegessen. Gleich daneben ist der grosse lokale Markt. 

Das Land ist unglaublich schmutzig und zwar flächendeckend. Auf den Feldern, auf den Strassen, in den Gewässern, um die Häuser, auf Wegen, überall liegt Abfall, Plastikbeutel, Petflaschen und Aludosen. Einfach alles wird liegen gelassen. Beim Eingang zu den Liegenschaften ist vielleicht der schmale Weg ein bisschen sauber, daneben liegt Abfall und es stinkt zum Teil sehr. Ich habe eine grosse Schulhausanlage gesehen. Beim schmalen Weg zum Eingang hatte es nur wenig Abfall, gleich daneben und um die gesamte Schulanlage liegt Abfall herum. Als Schuldirektor würde ich wohl einmal im Monat eine "Schulhausputzete" organisieren. Schon nur, dass die Schülerinnen und Schüler darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Umwelt es verdient, sie sauber zu halten und zu pflegen. 

Wenn ich das so gesehen habe gingen mir öfters die Umweltaktivisten, allen voran Greta Thunberg, durch den Kopf. In Europa, wo bereits sehr viel zum Umweltschutz gemacht wird, da wird geklebt und "gemotzt". Dann kommt eine Gruppe gesetzter Damen um es höflich zu sagen, die Klimaseniorinnen. Eigentlich dürfen nur Personen und keine Gruppen eine Klage an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingeben. Es wurde eine "politische" Ausnahme gemacht. Die Schweiz wurde verurteilt, weil sie sich zu wenig um den Klimaschutz engagiere. Da kommt mir schon etwas die Galle hoch. Ich bin nicht viel jünger als die "noblen" Damen. Während meiner Jugendzeit wurde im Bereich Umwelt unglaublich gesündigt. Da hätte man auch erkennen sollen, dass der Abfall getrennt und korrekt entsorgt werden sollte. Ich erinnere mich, dass wir in den 60-er Jahren den Haushaltabfall im Ferienort einfach im Wald entsorgt haben. Da gab es noch Bereiche wo es nicht verboten war. Ich erinnere mich auch an Murten, als es noch etliche offizielle Abfallgruben gab. Im Abfall war allerlei bis hin zu Batterien. Es gab Bewegung im Klimaschutz und es wurde viel erreicht und gemacht. Diese Damen haben sich bestimmt rücksichtslos, ohne böse Absichten wohlverstanden, in den 50-er Jahren verhalten. Nun stellen sie fest, dass die Regierung zu wenig macht und dadurch ihre Gesundheit geschädigt wurde. Bestimmt wurde auch noch hochgerechnet, wie viele Millionen Schaden dadurch entstanden ist. Nun ja, die einen machen nichts, siehe Cambodia, die anderen machen und da kommen die armen Wohlstandssünderinnen, die nach dem Urteil aus Strassburg jubeln. Sie haben ja immer alles richtig gemacht. Die anderen tun nur das Falsche, Zuwenig oder nichts. 

Ich bin etwas von unserer Reise abgekommen, doch möchte ich damit festhalten, dass mich der Umweltschutz beschäftigt und dass die Aktivisten vielleicht auch einen Blick in alle Richtungen werfen dürfen. Ich wünsche, dass unsere Welt weder durch den Klimawandel noch aufgrund der Umweltsünden untergehen wird. 

Unweit von Siem Reap gibt es einige schwimmende Dörfer am Tonle-Sap See, der grösste Binnensee Südostasiens. Da wir vor dem Monsun in der Region waren, hatte es wenig Wasser. Wir konnten auf der Strasse fast bis zum See fahren. Nach dem Monsun sind viele Strassen unter Wasser. Aus diesem Grund stehen die Häuser auf Stelzen. 

Cambodia hat eine eigene Währung, den Kambodschanischen Riel. Mit Kreditkarte kann man öfters nicht bezahlen. Hingegen sind US-$ willkommen. Bei den Bankomaten kann man manchmal nur US-$ beziehen und keine Riel. Knapp fünf Riel sind etwa ein Dollar. In Geschäften ist die Ware oft in Dollar angeschrieben. Man kann dann in Dollar bezahlen und erhält das Rückgeld in Riel. Es ist nicht ganz einfach. Als König oder Präsident würde ich mich engagieren, dass grundsätzlich in der eigenen Währung gehandelt wird. 

Zum Schluss noch ein Foto, das mich an meine Kindheit erinnert. In Murten gab es in den 50iger Jahren noch Kühlhäuser. Um diese zu kühlen wurden regelmässig Eisblöcke mit Pferd und Wagen angeliefert. Auf dem Weg zum schwimmenden Dorf sah ich, dass das hier immer noch existiert. Der junge Mann trägt gerade einen Eisblock vom Lastwagen zum Kunden. 

 

Mit diesem Foto schliesse ich den Reisebericht "Cambodia - Phnom Penh - Angkor Wat". Sehr eindrückliche und unvergessliche Tage. Ein herzlicher Gruss in die Heimat und auf bald aus Vietnam. 

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