93 - Guanxi, Rock Art, Detian (Ban Gioc) bis Jingxi
Wir haben Lang Son in Vietnam verlassen und sind über den «Freundschafts-Pass» zurück in China eingereist. Da wir nicht wussten, ob und wie der Grenzübertritt erfolgt, buchten wir in Pingxiang, einer Stadt nahe der Grenze, ein einfaches Hotelzimmer für eine Nacht. Das Passieren der Grenze war spannend und interessant. Auf der Seite von Vietnam ist alles einfach. Das Taxi hat uns bis nahe an die Grenze geführt. Dort mussten wir einen kleinen Elektrobus besteigen und wurden zum vietnamesischen Grenzposten gefahren. Das einfache Gebäude hat noch Grenzbeamten-Kabinen mit Holzschnitzerei. Unsere Pässe wurden kontrolliert und gestempelt. Dann ging es zu Fuss zum chinesischen Grenzposten. Wie in China üblich ist alles überdimensioniert. Es wird deutlich gezeigt, dass China der grosse Nachbar von Vietnam ist. Unser Gepäck wurde gescannt und wir begaben uns zu der Grenzpolizei. Eine junge Uniformierte hat mich angesprochen und bat um ein Interview. Ich sagte zu und bat Maria, ein Foto zu machen. Die Dame hat das verboten und löschte die zwei von Maria gemachten Fotos. Das Interview war eher lächerlich. Sie fragte mich quasi, woher ich komme und wohin ich gehe. Fertig, nur dafür wäre ein Interview nicht nötig. Nach den Zollformalitäten haben wir wieder chinesischen Boden betreten. Ein langer Weg führte zu einem alten Grenztor. Es ist ein touristischer Platz, wo man noch eine Mauer und verschiedene Gebäude sehen kann. Hinter dem Tor steht ein während der französischen Kolonialzeit gebautes Grenzgebäude. Nach einer kurzen Besichtigung gingen wir Richtung Taxiplatz. Etliche Taxifahrer wollten uns aufnehmen, als wir sagten, dass wir nur nach Pingxiang wollen schüttelten sie den Kopf und liessen uns stehen. Einige hundert Meter weiter war der offizielle Taxistand. Wir fanden ein Taxi, das uns zum Hotel führte.
Die historische Seite liegt auf dem chinesischen Festland.
Am folgenden Tag zogen wir weiter nach Ninming. Am Ming Jian Fluss fanden wir ein Thermalbad-Hotel. Eine riesige Anlage mit einem öffentlichen Thermalbad. Für die Hotelgäste war der Eintritt kostenlos. Es passte, sodass wir gleich drei Nächte dort logierten. Das Hauptziel des Aufenthalts war der Besuch der Rock Art-Felskunst in der Kulturlandschaft Zuojiang Huashan. Die besonderen Gemälde auf der Aussenseite des Felsens sind faszinierend und es ist spannend zugleich, vor allem aus dem Grund, da der Zeitraum der gemalten Kunst, in dem diese Kunstwerke gezeichnet wurden, sehr gross ist. Es wird zwischen dem 5. Jahrh. BC und dem 2. Jahrh. AD fixiert. Dass die gemalte Kunst heute noch gut sichtbar ist, ist dem überhängenden Fels zu verdanken. Die Kunstszenen zeigen das Leben und die Rituale des Luoyue-Stamms. Wie sie die Kunstwerke hoch auf dem Felsen malten ist heute noch ein Rästel.
Vom grandiosen Thermalbadhotel wurden wir zum Bootshafen gefahren.
Nach einer herrlichen Flussfahrt sind wir bei der faszinierenden "Rock-Art" angekommen.
Wir reisten weiter nach Mingshi Village, ein touristischer Ort und eine Region, wo Velofahren grossgeschrieben wird. Wenn man touristisch lernen will, was man falsch machen kann, dann ist ein Aufenthalt hier zu empfehlen. Top Travel China würde von mir kaum Sterne erhalten. Es hat reichlich Velowege, diese sind schlecht markiert. Es hat überall Wegweiser, die jedoch nicht immer verständlich sind. Die Velowege sind teils gut unterhalten, teils weniger. Ein schöner Radweg dem Fluss entlang ist gesperrt. Zu Fuss kann man diesen begehen. Er führt durch eine grosse Hotelanlage. Ich vermute, dass der Hotelier irgendjemandem eine angemessene Summe bezahlte, die wohl nicht bei der Gemeinde, der Provinz oder beim Staat, sondern in einer privaten Tasche eingegangen ist. Es hat überall handgezeichnete Touristenkarten dem Weg entlang. Diese sind wohl schön, aber nicht zu gebrauchen. Wir haben auch hier ein passendes Hotel gefunden, wo wir für eine Nacht 160 CNY bezahlten, inklusive Frühstück für eine Person (…ich habe hier wohlweislich verzichtet). Wir haben zwei Mal ein Velo gemietet und genossen trotz allem die Fahrt durch die eindrückliche Landschaft. Auch eine Flussfahrt liessen wir uns nicht nehmen.
In Mingshi Rural Scenic Spot haben wir an einer kleinen Flussfahrt teilgenommen. Der Besuch des bescheidenen Freilichtmuseums war im Preis inbegriffen. Hier ein touristischer Höhepunkt an der Ticket-Kasse. Ich wollte den Eintritt bar bezahlen und gab 200 CNY. Die eher unfreundliche Kassierin bat, den Betrag genau zu geben, sie könne mir nicht 80 CNY zurückgeben, da sie nicht genügend kleine Noten habe. Ich sagte, dass ich nachschaue. Ich zählte mein Kleingeld im Wert von sechs CNY, fand noch weitere Noten à 1 CNY und gab ihr freundlich den exakten Betrag. Sie sagte mir, dass sie kein Kleingeld nehme. Maria sagte zu mir, dass sie den Betrag online bezahlen könnte. Ich war verärgert über die Kassierin und sagte, dass wir das durchziehen, das mache mir Spass. Die Kassierin beharrte darauf, kein Rückgeld zu haben und kein Münz anzunehmen. Die Chefin der Station wurde hergeholt. Sie kam und wollte eigentlich das Münz akzeptieren, doch die Kassierin bestand eiskalt darauf, kein Münz anzunehmen. Also ging die Chefin über den Platz und fand eine Person, die ihr 100 CNY wechseln konnte. Sie kam zum Schalter und die Bezahlung konnte abgeschlossen werden. Die Kassierin hat ihren Ehrenwertesten während der ganzen Zeit keinen Millimeter gehoben.
Zum Tongling Grand Canyon führt vom Ausgangspunkt aus eine lange Treppe hinunter in den Canyon. Die teils engen Felsformationen sind immens. Am Ende angekommen steht man vor einem riesigen, 188 Meter hohen Wasserfall.
Wir sind mit einem privaten
Auto mit Fahrer von Detian aus zu den beiden Naturplätzen gefahren.
Anschliessend fuhr er uns nach Jingxi, wo wir ein Hotel buchten. Der
Fahrer war den ganzen Tag mit uns und das Gepäck im Kofferraum in Sicherheit.
Die Fahrt kostete CNY 400 (etwa CHF 50). Von hier aus war die Idee, einfach mit
dem Zug nach Kunming weiterzureisen. Wir mussten feststellen, dass wir hier
immer noch in einer sehr ländlichen Provinz sind. Es gab zwar einen Bahnhof,
doch keinen Zug der direkt nach Kunming fährt, sondern nur via Pingguo. Das
bedeutet, dass wir etwas zurückfahren mussten. Da es in Jingxi einige
Sehenswürdigkeiten zu besuchen gibt blieben wir drei Nächte und besuchten die Goose
Spring, eine eindrückliche Quelle. Zur Zeit unseres Besuchs hatte es sehr
viel Wasser. Auf einer Wasserfläche konnte man gut sehen, wie das vom Grund der
Quelle her kommende Wasser auf der Wasseroberfläche in Form von Wasserwirbeln
aufsteigt.
Die Altstadt Jiuzhou in
der Stadt Jingxi ist gepflegt und schön, doch sieht man auch hier, wie öfters, dass
es eine «renovierte Altstadt» mit modernen Baumaterialien ist.
Nach diesem Aufenthalt sind wir in zwei Stunden mit dem Zug nach Pingguo gefahren. Hiere machten wir einen ganz kurzen Zwischenhalt. Wir sind am anderen Tag einmal mehr einfach mal der Nase nach den Strassen entlang gegangen. Man sieht China von einer ganz anderen Seite. Der erste Drittel der Strasse war sehr alt und ungepflegt. Unter einer Brücke stand ein kleiner Lieferwagen. Davor lag eine Decke auf dem Trottoir und darauf lagen etliche Fleischstücke zum Verkauf. Der Verkäufer stand gleich dazwischen. Gerne hätte ich ein Foto gemacht, doch ich hielt mich nicht dafür. Der zweite Strassendrittel war schon etwas besser, aber nicht anmächelig. Der dritte Drittel war dann doch etwas gepflegt und belebt.
Wir haben die Provinz Guanxi
verlassen und sind nach einer vierstündigen Fahrt mit dem Schnellzug in Kunming
angekommen.
Bis zum nächsten Bericht aus der Provinz Yunnan.
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